Treue. Ein herrliches Wort. Ich assoziiere damit nur positives. Zum Beispiel dass ich an einer Person oder Sache dranhänge, oder dranbleibe. Oder auch, dass ich den Focus auf eine Person oder Sache richte. Und dass ich die Person oder Sache liebe. Kurz zusammengefasst: der Focus liegt darauf, in Liebe an etwas dranzubleiben. Und das macht mich glücklich.
Zum ersten Mal habe ich gemerkt, dass ich treu bin, als ich ganz alleine eine Jacke für mich gestrickt habe und solange dabei geblieben bin, bis ich fertig war. Das war mit manchen Schwierigkeiten verbunden, aber als ich meine eigene Arbeit in fertigem Zustand anziehen konnte, war ich sehr glücklich darüber.
Mein Erstlingswerk
Ich weiß noch ganz genau, wie ich das Stricken gelernt habe. Es war Pflicht in der vierten Schulklasse. Und ich tat mir dabei sehr schwer. Die Wolle glitt nicht durch meine vor Aufregung und Unsicherheit nassen Finger. Das Strickzeug wurde hart, weil meine Maschen fest wie ein Stein waren. Nach so viel Schwierigkeiten wollte ich nicht mehr stricken. Aber irgendwie fand ich es immer schön, meiner Mutter und meiner Schwester beim Stricken zuzugucken. Das schien wie von selbst zu laufen. Und was dabei für hübsche Stücke am Ende rauskamen. Wunderschön.
Irgendwann ein paar Jahre später, ich war ungefähr 17 Jahre alt, lies ich mich von meiner Schwester überreden, doch wieder etwas zu stricken. Und tatsächlich ging es da schon viel besser. Ich übte und übte und merkte, dass es mir so langsam Spaß machte. Dann war es Zeit, mal ein ganzes Teil fertig zu stellen.
Zuerst ging es in die Planung. Es war schön, dass mir meine Schwester dabei manchen guten Rat gab. Ohne ihre Hilfe hätte ich bestimmt einige Details vergessen. Wichtige Fragen, die wir zusammen klärten waren folgende: Was soll es werden? Welches Garn möchte ich dazu verwenden? Wie viele Knäuel der Wolle brauche ich dazu? Welche Dicke sollen die Stricknadeln haben? Welches Muster möchte ich gerne stricken? Und wie werden die fertigen Teile dann zusammengebracht?
Nachdem der Plan stand, ging es daran, ihn umzusetzen. Wieder war meine Schwester an meiner Seite und unterstützte mich. Nicht etwa darin, dass sie für mich strickte. Nein. Sie hatte ihr eigenes Strickzeug und wir saßen stundenlang beieinander, redeten über Gott und die Welt und so wuchs sowohl ihrs als auch mein Strickzeug. Hatte ich zwischendurch irgendwelche Probleme, so wusste ich, dass ich mich vertrauensvoll an sie wenden konnte.
So wuchs Teil um Teil und wartete dann nur noch darauf, zusammengenäht zu werden. Das war wieder eine Frickelarbeit, die ich erst einmal neu lernen musste. Waren dazu doch andere Werkzeuge nötig als vorher.
Das Ende wurde immer mühsamer. Aber an diesem einen Abend wusste ich, dass ich es fertig bringen wollte. Da half mir ein klein wenig mein Trotz und die Bockigkeit, nicht aufgeben zu wollen. Schon gar nicht so kurz vor dem Ziel. Als ich den letzten Nadelstich tat und die fertige Arbeit betrachtete, durchfloss mich ein richtiger Stolz. Ich hatte es geschafft. Hatte bis zum Ende durchgehalten. Und es hatte sich gelohnt.
Vor mir lag eine zarte, weiße Strickjacke mit silbernen Fäden und feiner Borte. Durchsichtige Knöpfe ließen sich fast wie von selbst durch die Knopflöcher ziehen. Es fühlte sich weich und anschmiegsam an, als ich sie sofort anzog und mich damit vor dem Spiegel drehte. Von da an zog ich sie oft an und lange Jahre war sie meine Lieblingsstrickjacke. Bis sie irgendwann ganz dünn wurde an den Ellbogenstellen. Danach habe ich sie fein säuberlich eingepackt und in den Kleiderschrank gelegt. Dort liegt sie auch heute noch. Dann auf dieses eine Stück bin ich so stolz, dass ich es nie hergeben würde. Und wenn ich sie heute einmal wieder sehe, dann weiß ich, dass es sich damals gelohnt hat, treu zu sein und dran zu bleiben.
Die Erkenntnisse, die ich daraus zog
Es ist schon erstaunlich, dass sich diese Situation so oft in meinem Leben wiederholt hat. Zuerst beginnt eine Sache sehr schwierig und manchmal bin ich geneigt, aufzuhören, weil es nicht klappt. Aber mit Hilfe, einem Plan und dem richtigen Werkzeug habe ich schon viele Dinge in Angriff genommen und bin dabei treu geblieben, bis zum Ende.
Da ist zum Beispiel meine Suche nach dem optimal passenden BH. Als ich ihn gefunden hatte, hat er mir jahrelang gute Dienste geleistet. Und dann war da die Idee mit meinem Blog, auf dem ich zu diesem Thema schon seit über zwei Jahren regelmäßig Artikel veröffentliche. Auch wenn das nicht immer einfach ist, es gibt da #Anna Koschinski, die mir Gesellschaft leistet und bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite steht. Im Rahmen ihrer #Blognacht ist auch dieser Artikel entstanden.
Natürlich gibt es auch noch viele andere Dinge, bei denen ich treu bin. Die Beziehung zu meiner besten Freundin zum Beispiel oder auch mein Ehemann, der als Lieblingsmensch aus meinem Leben nicht wegzudenken ist. Egal, welche Schwierigkeiten kommen, mit dem richtigen „Werkzeug“, der fachkompetenten Hilfe und meinem eigenen Durchhaltevermögen ist es möglich, bis zum Ende treu zu bleiben. Wenn das kein Grund ist, glücklich zu sein. …
Gibt es in deinem Leben auch etwas, worin du treu bist und dich das glücklich macht? Schreibe mir gerne einen Kommentar.