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Das Rezept für den Tassenkuchen sorgt in unserer Familie immer für viel Glück. Und morgen soll es ihn wieder geben. Also stehe ich in der Küche, während mein Mann im oberen Stockwerk dafür sorgt, dass die Kinder mit geputzten Zähnen und gewaschenen Füßen ins Bett gehen.

Wo hatte ich das Rezept nochmal? Ach. Das ist eigentlich so einfach, dass ich es auswendig kenne. Drei Tassen Mehl, zwei Tassen Fanta und eine Tasse Öl. Die Eier und das Backpulver nicht vergessen. Diese Zutaten müssen nicht in eine Tasse.

Alles in eine Schüssel geben und durchmixen. Nein! Halt! Ich wollte doch die doppelte Menge machen, sonst wird der Kuchen zu dünn und der Belag zu dick. Also von allem nochmal so viel. Während das Rührgerät die Zutaten vermischt staubt das Mehl.

„Hatschi.“

„Gesundheit“, ruft eins der Kinder von oben.

„Pst! Du sollst schlafen!“ Mein Mann ermahnt zur Ruhe.

Ich werkle weiter in der Küche herum. Der Teig ist soweit fertig, jetzt wird das Blech mit Backpapier ausgelegt und eingefettet. Mit dem Teigschaber bringe ich jetzt die klebrig süße Masse auf das Blech. Dann nur noch glattstreichen und ab in den Backofen.

In der Zwischenzeit ist es oben still geworden. Auf Zehenspitzen kommt mein Mann die Treppe herunter und macht dann die bis dahin offene Küchentür zu.

„Her mit dem Teig!“ Ich zucke zusammen, als mein Mann diesen Satz mit verstellter Stimme direkt in mein Ohr sagt.

„Bitteschön. Ich hab extra für dich noch ein bisschen am Teigschaber gelassen. Bedien’ dich.“

Während er sich den Teig schmecken lässt, lege ich die Zutaten für den Belag zur Seite. Der Schokoladenguss und die bunten Smarties kommen morgen auf den abgekühlten Teigboden. Dazu sortiere ich die Smarties nach Farben. Je Farbe ein anderes Schüsselchen.

Bald bin ich fertig und habe dann gerade noch Zeit, die Backutensilien abzuwaschen, als der Kuchen schon wieder aus dem Ofen geholt werden kann.

Am nächsten Morgen stehe ich früher auf als sonst, denn der Kuchen muss ja noch fertig gemacht werden. Schnell die Schokolade im Wasserbad flüssig werden lassen und gleichmäßig auf den Kuchen verteilen, bevor sie wieder hart wird. Und dann mit bunten Smarties den Namen und das Alter drauflegen und die Kerzen einstechen.

Jetzt wird es oben in den Schlafräumen lebendig. Das heutige Geburtstagskind weiß, dass es als letztes nach unten kommen soll, ist aber als erstes fertig angezogen.

Schnell noch den Tisch hübsch decken, die Getränke hinstellen und den, in kleine Quadrate geschnittenen, Tassenkuchen in die Mitte plazieren. Schon kommen die Familienmitglieder an und setzen sich. Eins zündet die Kerzen an.

„Du kannst kommen“, rufen wir im Chor und unser Geburtstagskind kommt die Treppe runter. Als sie in der Tür steht fangen wir an zu singen:

„Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst.

Wie schön, dass wir beisammen sind, wir gratulieren dir Geburtstagskind.“

—–

Viele Jahre lang war der Tassenkuchen der Geburtstagskuchen Nummer eins in unserer Familie. Schon wenn abends der süße Geruch durchs Haus zog, freute sich das Geburtstagskind auf den nächsten Tag. Heute gibt es diesen Kuchen nicht mehr bei uns. Wir sind ihm als Familie entwachsen.

Diese Geschichte ist entstanden im Rahmen der Blognacht mit Anna.