Herz mit Rosen und Ringen

Siebenundvierzig, achtundvierzig, neunundvierzig. Geschafft. Ich spüre mein Herz pochen und atme ein paar Mal tief ein. Nach ein paar Schritten klopft es wieder in normaler Geschwindigkeit.

Jeden Tag zähle ich leise die Anzahl der Stufen, wenn ich zu meinen mir anbefohlenen Schützlingen ins Dachgeschoss gehe. Meine Schutzbefohlenen sind die Bewohner eines Altenheimes. Sie freuen sich immer, wenn ich komme. Egal, ob sie mich erst vor fünf Minuten gesehen haben, oder vor fünf Tagen.

Da ist die Frau, die schon lange nur im Bett liegt. Sie winkt mir zu, wenn ich an ihrer offenen Zimmertür vorbei gehe. Ihre Sprache beschränkt sich auf wenige Worte. Was sie möchte, muss ich mehr erraten, als dass es verständlich ist. Aber sie lächelt wenn sie mich sieht. Ich weiß, dass sie sich freut, wenn ich ihr meine Zeit widme. Ich gehe deshalb zu ihr, begrüße sie und streichle ihr sanft über die Schultern.

Eine andere Frau kommt mir mit dem Rollator entgegen. Sie lacht über das ganze Gesicht und fängt an zu reden, wie ein Wasserfall. Ich höre ihr zu und bin ganz bei ihr. Dabei weiß ich, dass ihr Wortschatz sich innerhalb von kürzester Zeit wiederholt. Aber sie braucht jetzt meine ungeteilte Aufmerksamkeit und deshalb gebe ich sie ihr.

Gleich um die Ecke im Sessel sitzt noch eine Frau. Die Kleidung ist tiptop in Ordnung und farblich aufeinander abgestimmt. Die Fingernägel sind lackiert. Als sie jung war, war sie eine Dame von Welt. Jetzt hat sie einen Dauerkatheter und zieht deshalb ständig den Geruch von beißendem Urin mit sich. Sie weiß, was sie will und kann sich ausdrücken. Aber es fällt ihr schwer, sich mit ihren körperlichen Gebrechen abzufinden. Auch sie bekommt meine Zuwendung und meine Zeit.

Ein Mann hangelt sich langsam am Flurgeländer entlang. Als er mich sieht kommt er mir entgegen und sagt: „Hallo schöne Frau“. Und ich antworte ihm: „Hallo schöner Mann“. Es ist wie ein Ritual zwischen ihm und mir. Meine Kolleginnen sagen manchmal, dass ich aufpassen soll, dass er mir nicht zu nahe trete, denn er sei früher ein Schürzenjäger gewesen. Für mich ist dieser alte Mann aber einfach nur ein Mensch, der eben jetzt gerade in diesem Moment gerne Spaß macht.

Ein Stück weiter den Gang entlang sehe ich unsere älteste Bewohnerin im Rollstuhl sitzen und sich langsam mit Minischritten vorwärts bewegen. Sie ist voll darauf konzentriert, ihren kleinen Weg alleine zu meistern. Wie sie sich immer noch anstrengt, denke ich und gehe ihr entgegen. Direkt vor ihr bleibe ich stehen, spreche sie laut an und streichle ihren Rücken. Sie wendet den Kopf und es zeigt sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht. „Schön, dass du da bist“, sagt sie. Dabei weiß ich ganz genau, dass sie nur meinen Schatten und meine Aura wahrnimmt, denn sie ist fast blind.

Das Zimmer einer sterbenden Frau betrete ich sehr leise. Ich fühle, dass es nur noch kurze Zeit ist, bis sie von der diseitigen in die jenseitige Welt geht. Genau wie alle Anderen bekommt sie meine volle Aufmerksamkeit. Ich habe ihr sanfte Musik mitgebracht, auf die sie kaum eine Reaktion zeigt. Trotzdem weiß ich, dass sie meine Gegenwart spürt und die Musik hört.

Das sind nur einige, wenige Beispiele meiner täglichen Arbeit. Mein Herz schlägt dafür, diesen Menschen im Atenheim meine Liebe zu geben. Und ich erhalte ihre Zuneigung in so vielfältiger Weise zurück, dass ich einfach nur dankbar dafür sein kann.

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Vielen Dank an Anna für den Impuls in der 46. Blognacht.

„Du kannst alles lernen, wenn du willst.“ Diesen Satz habe ich in meiner Kindheit gehört und ich wusste damals nicht, ob es eine Drohung oder eine Ermutigung war.

Heute weiß ich, dass diese Aussage wahr ist. Denn immer, wenn ich in meinem Leben etwas erreichen wollte, war ich auch willig und bereit dazu, das entsprechende Wissen zu lernen. Häufig war dieses Lernen für mich ein Durchbeißen. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die leicht lernen. Vor allem theoretisches Fachwissen muss ich häufig wiederholen, bis es sitzt.

Meine Schul- und sonstigen Abschlüsse meisterte ich deshalb eher mittelmäßig bis schlecht. Und davon gab es viele. Aber jedes Mal, wenn ich ein Zeugnis in der Hand hielt, das meine Leistungen schwarz auf weiß zeigte, war ich stolz.

Außerhalb des Klassenzimmers habe ich allerdings viel mehr gelernt, als auf der Schulbank. Und genau das möchte Sabine Landua in ihrer Blogparade gerne wissen. Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich das Meiste unbewusst gelernt. Erst im Nachhinein, ist es mir aufgefallen. Vielleicht habe ich auch einiges gelernt was ich noch gar nicht weiß.

Wenn ich jedoch bewusst etwas lernen wollte, dann nutzte ich mein persönliches drei-Schritte-System. 1. beobachten, 2. analysieren, 3. auswerten. Hier zwei Beispiele:

Beispiel 1

Beobachtung:

Ich war eingeladen bei einem Pärchen in meiner Bekanntschaft. Sie unterhielten sich. Was ich hörte waren Beleidigungen und Anschuldigungen in keiner sehr niveauvollen Sprache. Und am Ende jeden Satzes die Ergänzung: „Nicht wahr, Schatz?“ Diese drei Worte trieften vor Verachtung.

Analyse:

Obwohl das Wort „Schatz“ eigentlich positiv ist, wurde es in diesem Kontext zur Erniedrigung des Partners verwendet.

Auswertung:

So will ich das nicht! Das Wort „Schatz“ ist für meine Partnerschaft gestrichen. Es gibt auch Alternativen.

Beispiel 2

Beobachtung:

Ich sitze auf einer Bank der Fußgängerzone einer großen Stadt. Eine große, hübsch gekleidete, sehr kräftige Frau geht wackelnden Ganges zügig an mir vorbei. Etwa eineinhalb Schritte hinter ihr geht ein gebeugter Mann, der vier prall gefüllte Taschen eines bekannten Modegeschäfts trägt. Die Frau redet ununterbrochen und der Mann nickt mit dem Kopf und lässt sie, trotz Schweißperlen auf der Stirn, nicht aus den Augen.

Analyse:

In dieser Beziehung scheint eindeutig die Frau das Sagen zu haben. Der Mann wirkt wie das schleppende Anhängsel.

Auswertung:

So will ich das nicht. Ich möchte in meiner Partnerschaft Gleichrangigkeit haben. Mein Mann soll und darf neben mir gehen. Am liebsten mit Händchen halten.

Wenn ich dann für mich eine Auswertung gefunden habe, suche ich nach Lösungen, wie ich es besser machen kann. Dafür besorge ich mir vor allem Bücher. Wenn sie gut sind, nutzte ich die dort vorgeschlagenen Hilfen.

Die obigen Beispiele sind zwar beide aus der Partnerschaft, aber das gleiche System wende ich auch auf alle anderen zwischenmenschlichen Bereiche an.

Doch was würde es mir nützen, wenn ich nur andere Leute beobachte und mich selbst nicht? Auch mein eigenes Verhalten wird immer wieder reflektiert. Denn eins ist mir klar: Ich kann mich in meiner Persönlichkeit nur weiterentwickeln, wenn ich lerne, mit mir selbst umzugehen.

Mein aktuelles Abenteuer ist, das Schweigen zu lernen. Nicht alles was ich denke, muss ungefiltert aus meinem Mund fließen. Dazu nutze ich die drei Siebe der Weisheit von Sokrates: Wahrheit, Notwendigkeit und Güte. Und so wie ich das jetzt sehe, werde ich daran noch mein restliches Leben lang lernen. Aber ich will. Egal wie alt ich werde.

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Hast du ein aktuelles Lernabenteuer? Schreibe es mir doch gerne in einem Kommentar.

Lauenburg/Elbe

Die Morgensonne scheint durch das Fenster meines Schlafzimmers. Jemand hat es geöffnet. Ich höre das Gezwitscher vieler Spatzen, die es sich auf der Dachrinne direkt darüber bequem gemacht haben. Es klingt wie ein Konzert aus tausend Tönen in meinem Ohr. Eine ganze Zeit lang bleibe ich noch in meinem Bett liegen, bin still und höre konzentriert zu. Irgendwann fliegen die Spatzen weg und Autolärm wird hörbar. Da stehe ich auf und schließe das Fenster. Inspiriert durch das Konzert der Spatzen greife ich zu meiner Lieblingsmusik und versinke in den Tönen.

Nach dem Aufstehen sind meine „Schönheitsreparaturen“ an der Reihe. Ich gehe ins Bad. Jemand hat schon geduscht. Es duftet wunderbar nach frischen Kräutern. Ich ziehe eine ganze Nase voll tief in mich hinein. Die Erinnerung an meine Kindheit zeigt mir das Bild eines Schaumbades mit Fichtennadelgeruch. Herrlich. Inspiriert durch den Duft, gehe ich ebenfalls unter die Dusche. Der Duft von frischen Kräutern bleibt auch nach meinem Gebrauch noch eine Weile in der Luft hängen.

Aufgehübscht und fröhlich beginne ich meine Kleidung auszuwählen. Jemand hat meine Kleidung gewaschen und in den Schrank gelegt. Slip, BH, Socken, Hose, Bluse und eine leichte Strickjacke. Brauche ich noch zusätzlich etwas Warmes für darunter? Nein. Heute nicht. Inspiriert durch die angenehmen Stoffe und Materialien ziehe ich mich langsam an. Jedes Teil an mir genieße ich bewusst. Dann schlüpfe ich noch in meine Puschen. Alles passt optimal. Nichts kratzt, beißt oder drückt. Ich fühle mich rundum wohl.

Gut gelaunt gehe ich ins Esszimmer. Jemand hat das Frühstück schon zubereitet. Aufgebackene Brötchen liegen in einem Korb. Marmelade und Honig sind hübsch in Gläser gefüllt. Eine kleine Käseplatte und eine nett angerichtete Wurstaufschnittplatte sind hübsch drappiert. Butter und Aufstrich runden das Ensemble ab. Tee dampft in der Kanne. Inspiriert setze ich mich an mein Gedeck und beginne zu essen. Das Brötchen knuspert. Die Süße der Marmelade und des Honigs verbreitet sich in meinem Mund. Der heiße Tee schmeckt wunderbar nach Fruchtaroma. Das Fett in der Butter verstärkt meine Wahrnehmung im Geschmack. Ich genieße, bis ich satt bin.

Jetzt einen Spaziergang machen. Die strahlende Sonne lockt mich hinaus. Ich gehe meinen Lieblingsweg am Deich an der Elbe entlang. Jemand hat die Natur so schön gemacht. Mein Blick geht Richtung Osten, woher in einem weiten Bogen das Wasser kommt. Dann schaue ich ihrem Bett hinterher in Richtung Nordwesten. Ich weiß, dass die Elbe dort ihre Mündung in der Nordsee hat. Neben mir mündet ein kleiner Bach in den großen Strom. Ich beobachte, wie sich das Wasser mischt und bizarre Kreise zieht. Am gegenüberliegenden Ufer recken einige reetgedeckten Bauernkaten ihre Dächer in den Himmel. Kleine weiße Wölkchen ziehen langsam am Firmament entlang. Inspiriert bleibe stehen und lasse auf mich wirken, was ich sehe. Später werde ich es zu Papier bringen.

Ausgeglichen und über alle Sinne inspiriert, kann ich jetzt durch den Tag gehen und tun, was mir vor die Hände kommt.

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Vielen Dank, liebe Anna, für die Inspiration der heutigen Blognacht.

Hure oder Göttin

Männerabend in unserem Hause. Ich kann ihn gut leiden, den Kumpel meines Mannes, der öfter mal zu einem Bierchen zu uns kommt. Heute habe ich Lust, ein wenig mit ihm zu schäkern. Ohne Vorwarnung und völlig unüberlegt stelle ich ihn vor die Wahl: Hure oder Göttin? Seine Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Ich nehm die Hure. Da weiß ich, was ich zu erwarten hab.“

Ich bin perplex. Innerlich möchte ich mir auf die Zunge beißen. Ich wünschte, ich hätte diese Worte nie ausgesprochen. Aber Worte haben Macht und lassen sich nie wieder zurück holen. Zum Glück wechselt mein Mann schnell das Thema. Aber mir geht die Reaktion des jungen Mannes nicht mehr aus dem Kopf. Ich würde gerne nachfragen, welches Bild er grundsätzlich von einer Frau hat, dass er auf diese Aussage kommt. Aber ich traue mich nicht. Zu heiß ist dieses Thema. Und zu schnell könnte ich auf eine Schiene geschoben werden, auf der ich nicht sein will.

Wie also komme ich zu einer Antwort auf die Frage nach dem Frauenbild? Ich kann mir doch nicht einfach irgendetwas ausdenken, was so nicht stimmt? Zu meinem Mann habe ich Vertrauen. Ich spreche dieses Thema später noch einmal an, als der Kumpel längst nicht mehr da ist. Mein Mann erinnert mich daran, dass ich diesbezüglich sicher in der Geschichte fündig werde. Hmmm. Ich weiß nicht so recht. Aber gut. Ich werde mal auf die Suche gehen.

Kultur und Religion

Eigentlich fange ich bei einem Thema nicht gerne bei Adam und Eva an. Aber in diesem Fall ist es diese Information die heute in unserer Kultur bekannt ist. Es ist eine Tatsache, dass es männliche und weibliche menschliche Spezies gibt. Bereits in der ersten uns bekannten Hochkultur der Sumerer, im heutigen Irak, finde ich bei Recherchen, dass die Frau als Wesen bereits als Göttin verehrt worden ist. Um genau zu sein, sogar als Fruchtbarkeitsgöttin.

Ganz auf das Wesentliche reduziert hieß dieser „Glaube“: Die Frau empfängt Leben, nährt Leben und gibt Leben weiter. Das ist zu verehren.

Ob die Frau als Individum damals von einem Mann verehrt wurde, das lässt die Berichterstattung der damaligen Religion offen. Es ist Interpretationssache. Genauso bleibt es unbekannt, ob nur einzelne Frauen als Göttinen verehrt wurden, ob es mehrere waren, oder ob diese sogar untereinander bereits eine Hierarchie hatten.

Von vielen weiteren so genannten Hochkulturen ist ebenfalls bekannt, dass Frauen als Göttinen verehrt wurden. Man denke nur an die griechischen Göttinen der Antike. Aber auch die so genannten Naturvölker verehrten die Frau im Allgemeinen und manche Frauen im Besonderen.

Und doch scheint es immer einen Unterschied gegeben zu haben zwischen der Frau als Göttin und der Frau als Hure. Wobei beide meines Wissens nach ein und dasselbe getan haben. Nämlich: Leben empfangen, Leben nähren und Leben weitergeben. Beide hatten jeweils in der selben Religion und Kultur ihr Dasein.

Dass die Frau als Hure sogar als berufstätig gilt, das haben wir heute der Kultur und Religion zu verdanken, die aus dem alten Rom entstanden ist. Es ist ein schreckliches Kapitel und ich möchte darauf auch nicht näher eingehen. Wer möchte und interessiert ist, kann dieses Thema leicht recherchieren.

Woran liegt es?

Meine Frage ist dadurch aber immer noch nicht beantwortet. Warum möchte der junge Mann lieber eine Hure? Was verbindet er mit Hure? Über eine mögliche Antwort denke ich besonders nach.

Kann es sein, dass es am Selbstwertgefühl des Mannes liegt? Wenn ein Mann ein sehr geringes Selbstwertgefühl hat, dann hat er es nötig, die Frau klein zu machen. Eine Hure hat zu gehorchen. Der Mann ist Herr über sie. Das könnten mögliche Gedanken sein. Gegenüber einer Hure fühlt der Mann sich groß. Bei einer Göttin hingegen ist der Mann klein. Die Frau steht weit über ihm. Er hat zu gehorchen. In alten Kunstwerken wird dies oft detailreich ausgeschmückt.

Hure oder Göttin? Es ist egal. Einer ist immer klein und unten und der andere ist immer groß und oben. Welche Kraft der Symbolik liegt hinter dieser Aussage!

Gibt es eine Alternative?

Ich meine ja! Denn wenn ein Mensch weiß, dass er bedingungslos und über alle Maßen geliebt ist, dann hat er es nicht nötig, sich, oder den anderen klein zu machen. Es braucht die Wertung nicht: Hure oder Göttin! Beide. Mann und Frau sind nicht gleich sondern gleichwertig. Beide tragen ihren Teil dazu bei, das Leben weiterzugeben.

Was meinst du zu diesem Thema? Schreibe gerne einen Kommentar.

Apfelblüten am Stamm

Ich klopfe an und öffne danach langsam die Tür des Zimmers. Nur wenige Schritte und ich stehe vor dem Rollstuhl der alten Dame, den jemand vor das Fenster gestellt hat. Sie hat ihre Augen fast geschlossenen und es scheint, als wäre sie mit den Gedanken in weiter Ferne.

Weil ich weiß, dass sie nicht mehr gut hören kann, spreche ich sie laut an. Da wendet sie den Kopf zu mir und sieht mich mit strahlenden Augen an. Die Falten im Gesicht sprechen davon, wie viele schlechte und gute Dinge sie in ihrem langen Leben schon durchgemacht hat. Obwohl sie fast 100 Jahre alt ist, sprühen ihre himmelblauen Augen eine Lebensenergie, die ich bisher bei sonst niemandem gesehen habe. Ich strecke ihr meine Hand entgegen um sie zu begrüßen. Sie nimmt sie mit beiden Händen und sagt mit einem glücklichen Lächeln: „Schön, dass du da bist. Ich hab dich schon vermisst.“

Ich ziehe einen Stuhl nahe an ihren Rollstuhl heran, so dass wir einander berühren können. Unsere Hände streicheln sich gegenseitig und wir sind beide glücklich. Dann fängt sie an zu erzählen.

Es sind Geschichten, über ihre Flucht im Krieg und das Kennenlernen ihrer großen Liebe, die sie später geheiratet hat. Auch von den Geburten ihrer Kinder erzählt sie und von so manchen Besonderheiten, die sie mit jedem einzelnen von ihnen erlebt hat. Zum Schluss erzählt sie noch von ihren Enkeln und Urenkelkindern. Keines bleibt unerwähnt.

Obwohl ihre Geschichten immer dieselben sind, haben sie etwas Besonderes für mich. Immer wieder betont sie, wie dankbar sie dafür ist, dass sie alles überstanden hat und immer noch am Leben sein darf. Diese Dankbarkeit scheint ihre Quelle fürs Glücklich-Sein zu sein.

Jetzt macht sie eine kleine Pause und schaut mir tief in die Augen. „Kindchen, und wie geht es dir?“ fragt sie voller Interesse und ermuntert mich mit ihrem liebevollen, zärtlichen Blick, von mir zu erzählen.

Ich mag diesen singenden Ton in ihrer Frage und wehre mich nicht gegen das „Kindchen“, auch wenn ich gar nicht ihr Kind bin. Sie gibt mir das Gefühl, dass ihr Interesse an mir echt ist. Ich kann deshalb auch die Atmosphäre der Vertrautheit und Zweisamkeit genießen. Was ich jetzt erzählen werde, das bleibt bei ihr verschlossen. Niemand wird es erfahren. Das macht mich glücklich.

Beim Verabschieden umarmen wir uns lange. Tief atme ich ihr dezentes Parfüm ein. „Sie ist einfach etwas Besonderes“, denke ich und genieße ihr leichtes Streicheln auf meinem Rücken. Bevor ich gehe gibt sie mir noch einen sanften Kuss auf die Stirn und sagt: „Komm bald wieder!“

Ein Nachmittag bei ihr geht für mich immer so schnell vorbei. Gerne besuche ich meine alte Dame. Ich weiß nicht, wie lange sie noch leben wird, aber ich werde sie gerne in Erinnerung behalten. Bei ihr habe ich immer das Gefühl, als würde ich in eine Glücksatmosphäre eintauchen.

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Ich bin glücklich darüber, dass durch den Impuls von Anna in der #Blognacht diese Geschichte entstanden ist. Manchmal braucht es einfach nur einen Anstubser, um etwas fast Vergessenes wieder in die Erinnerung zu holen. Hast du auch eine Erinnerung an etwas, das dich glücklich gemacht hat? Schreib mir doch gerne einen Kommentar.

Pia Hübinger hat zur Blogparade „Lebensfroh bis ins hohe Alter“ aufgerufen. Ich finde, da passt diese Geschichte wunderbar. Was meinst du dazu?

üben am unfertigen Puzzle

Wenn du wissen willst, was du schon erreicht hast, musst du einmal zurück schauen. Das ist eine gute Übung und du erhältst manchmal schöne Überraschungen. Im Rahmen von 28TageContent mit Anna kam dieser Impuls in Bezug auf den Blog. Das habe ich als Gelegenheit genutzt, mal bei mir zu schauen, welchen Weg ich bisher gegangen bin.

Ein paar Daten und Fakten

Am 29. August 2019 ging der allererste Blogartikel an die Öffentlichkeit. Seitdem ist fast alle 14 Tage Content von mir veröffentlicht worden. Das macht insgesamt eine stattliche Anzahl von 84 Stück. 11 Artikel sind allerdings wieder in den Papierkorb gewandert, weil sie ihre Relevanz verloren haben. Also wären es sogar 95 Blogartikel. Das hätte ich mir vor 3 ½ Jahren noch nicht vorstellen können. Ich finde, dafür kann ich mir schon mal auf die Schulter klopfen. Das mach ich ja sonst fast nie. 😉

Etwas mehr als 3 Jahre lang habe ich hauptsächlich zum Thema Dessous geschrieben. Und dann hat sich mein Focus verschoben. Auf dem Weg zum Meister schreibe ich jetzt über meine Erkenntnisse zu Sprichwörtern und verbinde das manchmal mit einem kleinen geschichtlichen Hintergrund.

Meinen Newsletter, der im Zusammenhang mit dem Blog entstanden ist, gibt es seit Juni 2021 regelmäßig einmal am Ende jedes Monats. Darin informiere ich meine geneigten und interessierten Leserinnen und Leser über Aktuelles von mir und auf dem Blog. Falls du gerne regelmäßig mit mir in Kontakt sein möchtest, hast du hier die Gelegenheit, dich zu meinem Newsletter anzumelden.

Aller Anfang ist schwer

Zu Beginn ist mir das Bloggen sehr schwer gefallen. Ich wusste ja gar nicht, wie ich es machen sollte. Deshalb hab ich mich auf die Suche gemacht nach einem Meister, der mir helfen könnte. Und dann fand ich Anna, die Meisterin fürs entspannt und zielgerichtet bloggen. Wie herrlich, dass zwischen uns die Chemie von Anfang an gestimmt hat. Was hab ich alles bei ihr gelernt!! Für mich ist das gar nicht mit Geld aufzuwiegen.

Um nur einige Beispiele zu nennen: Ein Blogartikel kann viele Formate haben. Sinnigerweise hat jeder Blogartikel einen CTA (Call to Action). Eine Bloggerpersönlichkeit darf sich entwickeln. … Und noch so vieles mehr. Wenn du mehr über Anna wissen möchtest, dann empfehle ich dir, dich hier über sie zu informieren.

Noch mehr Daten und Fakten

Ich will dich darüber nicht im Ungewissen lassen, dass ich zu Beginn meiner Bloggerzeit pro Artikel im Durchschnitt 17 Stunden gebraucht habe. Mein Mister Perfekt hat mir oft einen Strich durch die Rechnung gemacht, bevor ich veröffentlicht habe. Aber mit der Meisterin an meiner Seite habe ich gelernt und heute geht es deutlich schneller. Um genau zu sein durchschnittlich 2 Stunden. Das macht eine Steigerung von fast 90 %. Wenn ich mir das so anschaue, habe ich beim Bloggen zeitlich eine ganz schön steile Karriere hingelegt. 🙂

Es war doch gut, dass ich auf meine Meisterin gehört habe und meinen Mister Perfekt immer öfter in die Schranken gewiesen habe. Ich habe noch im Ohr, wie Anna ganz zu Anfang zu mir sagte: „Bloggen lernt man durch Schreiben, und Schreiben wird besser, wenn man schreibt.“ Diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Es ist eben wie bei jedem anderen Handwerk auch. Die Übung macht den Meister.

Ich bin noch lange keine Meisterin was das Bloggen anbetrifft. Aber ich habe mich auf den Weg gemacht und könnte eine Meisterin werden, wenn ich weiter dran bleibe.

Hast du auch ein Thema, an dem du schon lange übst und erst durch einen Rückblick festgestellt hast, wie weit du schon gekommen bist? Erzähle mir gerne in einem Kommentar von deiner Erfahrung.

Nicht mit mir!

„Merken Sie sich eins, meine Damen und Herren! Der liebe Gott weiß alles. Aber der Lehrer weiß alles besser!“

Eine tiefe, laute und bassige Stimme füllte den Vorlesungssaal. Es war der erste Tag in meiner Lehrerausbildung und ich war gespannt, was auf mich zukommen würde. Der Kopf der Dozentin ragte kaum über den Pult hinaus. Aber sie stand meinstens auch nicht dort, sondern tiegerte ständig von einer Seite auf die andere. Graue Augen unter einer dicken Hornbrille flogen ständig in Windeseile über alle Neulinge. Sie schien alles zu bemerken. Und alles besser zu wissen.

In mir kroch ein unbehagliches Gefühl nach oben und mein Bauch fing an, sich zu verkrampfen. Sollte ich gleich aufstehen und gehen? Was würde mit dieser Dozentin noch auf mich zukommen im Laufe der Ausbildung bis zur Prüfung? Ich atmete tief und sagte mir selbst: Nein Edith. Du gibst deinen Traum aus Kindertagen nicht auf. Du kannst alles lernen. Du wirst es schaffen. Und vielleicht ist ja die Dozentin gar nicht so schlimm, wie es jetzt erstmal aussieht.

Ich gab nicht auf. Ich lernte und lernte. Am meisten bei dieser Dozentin. Aber sie war schlimmer als alles, was mir bisher begegnet war. Ich strengte mich an, so gut wie ich konnte. Wie oft dachte ich „Der liebe Gott weiß doch alles. Er weiß auch, dass ich mich so sehr anstrenge. Ist es denn nicht einmal genug?“ Für die Dozentin war es aber nie genug. Sie wusste alles besser und beharrte auch mit Vehemenz darauf, dass sie recht hatte. Immer.

Irgendwann begehrte ich trotzig auf. So nicht! Nie werde ich so unterrichten, wie diese Dozentin! Ich hasste diese Anmaßung! Alles in mir wehrte sich gegen ihre herablassende Art und gegen ihren Rotstift, der mich und andere junge Lernende klein hielt.

Nicht mit mir! Es reicht! Mein Focus wird anders sein! Ich will eine liebevolle Ermutigerin sein, die das Potential der jungen Leute sieht und fördert.

Die Dozentin merkte sofort, dass ich mich nicht mehr ihrem Diktat unterwerfen wollte. Sie verstärkte ihren Druck auf mich. Immer mehr. Ich spürte ihren wohlgeliebten Satz oft am eigenen Leib. Und manchmal war ich drauf und dran, aufzuhören. So wie am ersten Tag.

Für die Prüfungsarbeit wurde sie mir dann auch als begleitende Mentorin zugeteilt. Ich brauchte eine durchheulte Nacht, bis ich mich innerlich damit abgefunden hatte. Aber es war fast die Hölle für mich. Alles was ich von mir aus brachte, wurde von ihr zerpflückt. Jede eigene Idee wurde abgelehnt. Aber ich wollte das schreiben, was mir wichtig war, und nicht ihre Gedanken in meine Prüfungsarbeit bringen. Ich wollte zeigen, dass ich als liebevolle Ermutigerin jungen Lernenden sehr wohl einen fremden Stoff beibringen konnte.

Ich habe es geschafft. Gegen ihren Willen. Und die jungen Leute liebten mich dafür. Aber sie hat mir eine Note gegeben, dass ich fast mein Lehrerexamen nicht bestanden hätte. Und später wollte auch niemand an öffentlichen Schulen eine Lehrerin mit solch einem schlechten Abschluss. Das hatte sie geschafft.

Nicht mit mir. Das habe ich mir damals im Trotz geschworen. Und deshalb hat die Dozentin es auch nie geschafft, ihre Doktrin auf mich zu übertragen. Mein Leben lang habe ich nie so unterrichtet wie sie. Auch wenn ich Lehrerin bin. Ich weiß noch längst nicht alles. Geschweige denn alles besser. Immer möchte ich auch die andere Seite sehen und in der Position der Lernenden sein.

Hast du auch einmal etwas erlebt, das dich auf Konfrontation gebracht hat? Schreib mir doch gerne einen Kommentar.

Saft und Eindrücke filtern

Heute ist mein Markttag. Wie immer setze ich mich nach dem Einkaufen noch auf eine Bank. Ohne dass ich es will, dringen die unterschiedlichsten Gesprächsfetzen an mein Ohr. „Hab den Stand noch nie gesehen.“ … „Ich fand nichts besonderes dran.“ … „ Außer den letzten, der hat mir wirklich gut geschmeckt.“ …

Ich stehe auf und gehe weiter. Unbemerkt setzt sich der letzte Satz wie ein Ohrwurm in meinem Kopf fest. „… den letzten, der hat wirklich gut geschmeckt …“ Am Ende des Marktplatzes sehe ich einen Stand, der sonst nicht da ist.

„Heute Apfelsaftprobe,“ ruft ein junger Mann und winkt mich her. Vor ihm stehen drei Becher je halbgefüllt mit Apfelsaft. Ich zögere. Sagte da nicht die Frau auf der Bank neben mir etwas von „nichts Besonderes?“

Der junge Mann macht noch einmal eine einladende Bewegung mit der Hand. Der Ohrwurm drängt sich vor und ruft mir nochmals in Erinnerung: „… den letzten, der hat wirklich gut geschmeckt …“ Noch unschlüssig gehe ich auf den Stand zu. Dort erklärt mir ein junges Mädchen ausführlich den Sinn der Probe und worauf ich besonders achten soll. „Ist ja nett, dass sie mir das sagt, aber eigentlich bin ich mir ja gar nicht sicher, ob ich wirklich kosten will,“ denke ich.

Ich gebe mir einen Ruck, denn der Ohrwurm hat mich gerade nochmals an die Dame von vorher erinnert. Der junge Mann gibt mir freundlich den ersten Becher in die Hand. Ich nehme einen kleinen Schluck und konzentriere ich mich darauf, den Apfelsaft auf der Zunge zu schmecken. Langsam bewege ich die Zunge hin und her und filtere die einzelnen Geschmacksrichtungen heraus. „Es schmeckt recht süß, hat wenig Säure und ist etwas blass“, beschreibe ich mein Empfinden und das junge Mädchen schreibt eifrig mit.

Beim zweiten Becher mache ich es genau so. Das Ergebnis lautet: Vollmundig und etwas säuerlich. Auch dies schreibt das junge Mädchen eifrig mit. Bei mir ist der Ohrwurm wieder da und erinnert: „… den letzten, der hat wirklich gut geschmeckt …“

„Hier noch der dritte Becher.“ Der junge Mann schiebt mir den letzten Becher hin. Ich setze an und nehme einen Schluck. Innerhalb eines Augenblickes zieht es mir die Wangenmuskeln zusammen und ich spucke den Schluck zurück in den Becher. „Igitt,“ rufe ich mit verzogenem Gesicht. „Das ist ja Most!“ Es schüttelt mich am ganzen Körper. Ich kenne Most, und er schmeckt mir nicht.

„Mir hat Most noch nie geschmeckt,“ erkläre ich den jungen Leuten, die mich sehr erschreckt anschauen. Dann bitte ich um einen Schluck vom Apfelsaft, der mir gut geschmeckt hat. Ich habe das dringende Bedürfnis, den ekligen Mostgeschmack im Mund wieder los werden. Dienstbeflissen erfüllt mir der junge Mann meinen Wunsch.

Auf meinem Weg nach Hause denke ich über meinen Marktbesuch nach. Wie viele Dinge schleichen sich unbewusst in meine Seele und beeinflussen mich? Es waren nur Gesprächsfetzen, die ich auf der Bank mitgehört hatte. Und trotzdem glaubte ich, der letzte Saft wäre der beste. Dabei war das gerade der Most, den ich sofort wieder ausgespuckt habe, weil ich in partout nicht mag. Die Dame jedoch schien ihn sehr gemocht zu haben, so wie ich das rausgehört hatte.

Nicht alles tut jedem Menschen im gleichen Maße gut. Für mich ist es deshalb sehr wichtig herauszufinden, was mich beeinflusst. Ich möchte Gutes in mich hineinlassen und gute Gedanken denken. Dann wird auch Gutes aus meinem Mund herauskommen.

Wie siehst du das? Schreibe mir gerne einen Kommentar.

Regenbogen

Es ist Freitagabend und Zeit für die 23. #Blognacht mit Anna. Da bin ich gerne dabei. Das ist quasi mein Date mit meinem Blog. Sonst komme ich ja nicht dazu, da in mein Leben in der Zwischenzeit einige Veränderungen passiert sind. Um die Nachhaltigkeit soll es heute also gehen.

Eigentlich mag ich das Thema nicht. Warum? Weil es gerade im Moment in jedermanns Munde ist. Und die Leute, die davon reden, nutzen meiner Meinung nach die Nachhaltigkeit oft nur als Schlagwort. Davon werde ich manchmal im wahrsten Sinne des Wortes erschlagen. So quasi als Totschlagargument. Nach dem Motto: Wenn du nicht mitmachst, kannst du auch nicht mitreden.

Aber gut. Nachhaltig soll es heute werden. Da fällt mir ein, dass ich davon bereits einen Blogartikel geschrieben habe. Und zwar auf den Tag genau vor einem Jahr. Der Titel damals hieß: Klima retten mit Dessous. Was mir diesbezüglich sehr wichtig ist, das habe ich dort aufgeschrieben.

Doch was verbinde ich sonst noch mit Nachhaltigkeit? Wenn ich es genau nehme, viel. Sehr viel sogar. Und so sieht das bei mir konkret aus:

Mein nachhaltiges Leben

Ich koche mehrheitlich selbst. Aus saisonalen Produkten von regionalen Herstellern. Das ist gut für die Umwelt und gesund für mich selbst. Schon als junger Teenager habe ich kochen gelernt. Und zwar von meiner Omi. Die hat gewusst, wie das, was man hat, gut und lecker zubereitet werden kann. Die Zutaten kamen direkt aus dem Garten, mussten noch richtig gewaschen werden und waren unverpackt. Bei den Rezepten hieß es damals: „Man nehme, wenn man hat“. Heute steht in den Kochbüchern: „Man nehme Dr. Oetcker“. ;-). Mein liebstes Kochbuch ist eines aus dem Jahre 1936. Da stehen sogar Diätrezepte drin, die heute von Abnehmfirmen gehipt werden.

Ich gehe zu Fuß zu meiner Arbeit. Das war nicht immer so, aber ich bin froh, dass es heute so ist. Durch den etwa 15minütigen Weg zu meiner Arbeitsstelle, bin ich frisch und fit. Außerdem bekomme ich so mit, wie jeden Tag das Wetter ist. Ich mag jedes Wetter. Besonders fasziniert bin ich aber vom Wind. Besser gesagt: starkem Wind. Aber das ist ein anderes Thema. Wobei ich das Wetter auf jeden Fall richtig nachhaltig finde. Es sind immer die gleichen Phänomene, auf die immer die gleichen Auswirkungen folgen.

Ich ziehe meine Kleidung oft jahrelang an. Bei diesem Thema steht für mich die Nachhaltigkeit nicht so ganz im Vordergrund. Der Grund ist einfach, dass ich nicht gerne shoppen gehe. Hab ich noch nie gerne gemacht und deshalb achte ich eben gut auf die Kleidung, die ich trage. Wenn ich koche, ziehe ich zum Beispiel eine Schürze über meine gute Kleidung, damit diese nicht schmutzig wird. Klingt vielleicht altbacken und albern, ist aber so. Und dann wird die Kleidung richtig gewaschen und richtig gepflegt. Das habe ich unter anderem auch von meiner Mutter gelernt. Und wenn dann Lieblingsstücke ausgedient haben, tut es mir immer weh, sie weg zu geben. Ja. Meine alte Kleidung wird nicht einfach nur weggeschmissen. Meistens wird sie noch irgend einem anderen Zweck zugeführt. Ein altes T-Shirt zum Beispiel kann beim Wände streichen durchaus eine super tolle Hilfe sein.

Ich verbrauche nachhaltig Strom. Nicht etwa, weil mein Mann und ich bei einem Öko-Strom-Anbieter den Strom beziehen, sondern weil wir Photovoltaik auf dem Dach unseres Häuschens haben. Und das nicht erst, seit es uns die Presse und die Werbung empfiehlt, sondern schon seit mindestens acht Jahren. Deshalb achte ich darauf, wann ich meine elektrischen Geräte anstelle. Bei einem so herrlichen Sommer, wie diesem, war es nicht so schwierig. Aber wenn jetzt wieder die dunkle Jahreszeit kommt, dann überlege ich schon genau, ob es nötig ist, die Waschmaschine bei tief verhangenen Himmel mit Dauerregen laufen zu lassen. Dann warte ich doch lieber darauf, dass wenigstens ein paar wenige Stunden am Tag die Sonne scheint. Diese Überlegungen sind mir am Anfang nicht ganz leicht gefallen. Aber an diese Art der Nachhaltigkeit habe ich mich schnell gewöhnt.

Und dann habe ich noch dabei geholfen, dass unsere Tochter ein nachhaltiges Häuschen bauen konnte. Dabei waren viel mehr Dinge zu bedenken, als wenn sie ein Häuschen von der Stange gekauft hätte. Übrigens kann sowohl in unserem, als auch im Häuschen der Tochter Urlaub gemacht werden. Ganz nachhaltig, versteht sich. Für Lauenburg kannst du hier mehr Informationen erhalten und für Hagenow geht es hier lang.

Nachhaltigkeit ist für mich so selbstverständlich, dass ich eigentlich nicht bewusst darüber nachdenke. Es ist deshalb gut, ab und zu mal daran erinnert zu werden. Ist für dich Nachhaltigkeit auch selbstverständlich? Schreib es mir doch gerne in einem Kommentar.

Fluss mit Brücke

Ich bin gerne unterwegs. Das war schon früher so. Ok. Das klingt jetzt, als ob ich eine von gestern wäre und nur noch in der Vergangenheit lebe. Aber das stimmt so nicht ganz, sondern nur teilweise.

Zum Impuls der #Blognacht mit Anna Koschinski tauche ich gerne ein in meine Erinnerungen. Wer war auf meinen vielen Reisen mein liebster Begleiter?

Ich.

Da staunst du. Aber überleg mal ehrlich: Der Mensch, mit dem du dein Leben lang unterwegs ist, das bist du selbst. Und mit sich selbst klar zu kommen, sich selbst anzunehmen und zu lieben, das ist eine ganz schöne Herausforderung. Es braucht Mut, sich regelmäßig selbst zu reflektieren.

Dazu muss man sich zwei Fragen stellen.

1.Wer bin ich? Was sind meine Charaktereigenschaften?

2.Wie setzte ich mein Wesen ein, dass ich mich in meinem eigenen Leben wohl fühle.

Aber genug mit der Verallgemeinerung, ich nehme dich jetzt mit auf die vielen Wege, die ich schon mit mir unterwegs war.

Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich im nördlichen Schwarzwald. Da gibt es enge Täler und schmale Stege, um auf so manchen Gipfel zu kommen. Und vor allem viele, viele Kurven. In diesen Jahren bin ich viel mit meinem Papa durch Feld und Wald gewandert. Manchmal sind wir schon früh am Morgen gestartet, um das erste Morgenlicht erleben zu können. Zeitweise starteten wir noch am späten Abend, um vielleicht äsende Rehe beobachten zu können, oder vielleicht sogar ein paar Stunden in der Nacht zu wandern.

Stille

Von der Natur und den Tieren lernte ich, dass es gut ist, öfter mal still zu sein. Zuzulassen, was ist und im Hier und Jetzt zu leben. Es ist nicht einfach, still zu werden, wenn in mir Gedanken stürmen. Es dauert meistens eine Weile, bis die äußere Umgebung wirkt. Aber es lohnt sich auf dem Wege, mich selbst kennen zu lernen und mein liebster Begleiter zu werden.

Selbstdisziplin

Bei meinen Wanderungen lernte ich auch meine Eigenschaft der Selbstdisziplin kennen. Obwohl ich von Natur aus eher die „Eule“ bin, also später ins Bett gehe und lieber später aufstehe, lohnte es sich doch immer zu wandern, als auf der faulen Haut zu liegen. Die frische Luft und die Bewegung sorgten doch immer dafür, dass ich mich gesund fühlte. Auch heute noch tut es das. Und wenn ich nicht aufstehen kann, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich krank bin, oder krank werde.

Verlässlichkeit

Bei den Wanderungen lernte ich auch die Verlässlichkeit meines Vaters kennen. Normalerweise redete er nicht viel. Aber wenn er mir Mut machte und eine Belohnung fürs Durchhalten versprach, so konnte ich mich immer auf sein Wort verlassen. Mein Papa hat immer gehalten, was er versprochen hat. Leere Versprechungen, das gab es bei ihm nie. Bei mir ist das genauso. Es gehört zu meinem Wesen, dass mir Unzuverlässigkeit ein Gräuel ist. Mein Vater hat dieses Erbe wohl an mich weitergegeben.

Durchaltevermögen

Wer mich heute kennt, kann sich das nicht vorstellen. Aber ich war in meiner Schulzeit ein so genannter „Spätzünder“. Das Lernen in der Schule fiel mir schwer und mit jedem weiteren Schulabschluss, ich begann mit der Hauptschule, wurden meine Noten schlechter. Und zu der Zeit, als ich auf den Lehrstellenmarkt wolle, gab es so viele von uns. Meine Generation ist der Rest der „Babyboomer“, wie man die Leute heute nennt, die Mitte der 1960er Jahre geboren wurden. Es war deshalb sehr schlecht für mich, eine Lehrstelle zu finden. Du wirst es kaum glauben können, wenn ich dir verrate, dass ich über 280 Bewerbungen geschrieben habe. Und das noch mit einer Schreibmaschine ohne Korrekturmöglichkeit. Ein Fehler, und ich konnte nochmals von vorne anfangen. Und da war pro Bewerbung ein Anschreiben und ein tabellarischer Lebenslauf zu gestalten. Und dann am Schluss die Unterschrift nicht vergessen. Ist mir einzelne Male auch passiert, was natürlich nicht dazu führte, dass ich die Ausbildungsstelle erhielt.

Und dann habe ich eine Stelle bei der Kreissparkasse bekommen. Der Personalchef hatte wohl Mitleid? Nein. Es musste so sein, denn dort lernte ich meinen jetzigen Mann kennen. Nichts ist Zufall. Davon bin ich überzeugt. Und das, was so lange Geduld erfordert, wird am Ende gut.

Freiwilligkeit

In den vielen Jahren, die seit meiner Kindheit vergangen sind, habe ich nie aufgehört, Neues zu lernen. Manchmal hat es in meinen „Karriereplan“ gepasst, aber meistens nicht. Ich kann und kenne deshalb viele Dinge, die du nicht vermuten würdest, wenn du mich das erste Mal kennenlernst. Denn ich stelle mich immer mit meinem aktuellen Job vor. Aber alles, was ich gelernt habe, habe ich freiwillig gelernt. Auch wenn mich mein Weg dabei an ganz schön viele Orte in Deutschland geführt hat.

Loslassen

Dadurch habe ich auch gelernt, Altes loszulassen. Mit jedem Umzug, den ich gemacht habe, ist mir das leichter gefallen. Dem Trugschluss bin ich allerdings nie aufgesessen, dass es mir an meinem neuen Ort besser geht, als an dem alten. Denn eins ist mir immer deutlich bewusst gewesen.

Ich nehme mich immer selbst mit.

Deshalb bin ich auch aus jedem Ort versöhnt weggezogen. Es gab nichts, das ich als Scherben zurück gelassen hätte. Auch das ist ein Teil von mir, mit dem ich gerne unterwegs bin. Loslassen und ohne Altlasten weiterzugehen, ist eine sehr angenehme und leichte Begleitung.

Ich bin mir selbst mein liebster Begleiter. Und das soll auch so bleiben. Ich habe schon so oft erlebt, dass diese Tatsache mir andere Menschen als Begleiter schenkt, die gerne mit mir unterwegs sind. Wenn es aber Zeit ist, ein Stück meines Weges alleine weiterzugehen, dann halte ich niemanden fest. Loslassen erleichtert, auch wenn es manchmal eine Weile dauert.

Wie siehst du das? Schreib mir doch gerne einen Kommentar.