Lauenburg/Elbe

Die Morgensonne scheint durch das Fenster meines Schlafzimmers. Jemand hat es geöffnet. Ich höre das Gezwitscher vieler Spatzen, die es sich auf der Dachrinne direkt darüber bequem gemacht haben. Es klingt wie ein Konzert aus tausend Tönen in meinem Ohr. Eine ganze Zeit lang bleibe ich noch in meinem Bett liegen, bin still und höre konzentriert zu. Irgendwann fliegen die Spatzen weg und Autolärm wird hörbar. Da stehe ich auf und schließe das Fenster. Inspiriert durch das Konzert der Spatzen greife ich zu meiner Lieblingsmusik und versinke in den Tönen.

Nach dem Aufstehen sind meine „Schönheitsreparaturen“ an der Reihe. Ich gehe ins Bad. Jemand hat schon geduscht. Es duftet wunderbar nach frischen Kräutern. Ich ziehe eine ganze Nase voll tief in mich hinein. Die Erinnerung an meine Kindheit zeigt mir das Bild eines Schaumbades mit Fichtennadelgeruch. Herrlich. Inspiriert durch den Duft, gehe ich ebenfalls unter die Dusche. Der Duft von frischen Kräutern bleibt auch nach meinem Gebrauch noch eine Weile in der Luft hängen.

Aufgehübscht und fröhlich beginne ich meine Kleidung auszuwählen. Jemand hat meine Kleidung gewaschen und in den Schrank gelegt. Slip, BH, Socken, Hose, Bluse und eine leichte Strickjacke. Brauche ich noch zusätzlich etwas Warmes für darunter? Nein. Heute nicht. Inspiriert durch die angenehmen Stoffe und Materialien ziehe ich mich langsam an. Jedes Teil an mir genieße ich bewusst. Dann schlüpfe ich noch in meine Puschen. Alles passt optimal. Nichts kratzt, beißt oder drückt. Ich fühle mich rundum wohl.

Gut gelaunt gehe ich ins Esszimmer. Jemand hat das Frühstück schon zubereitet. Aufgebackene Brötchen liegen in einem Korb. Marmelade und Honig sind hübsch in Gläser gefüllt. Eine kleine Käseplatte und eine nett angerichtete Wurstaufschnittplatte sind hübsch drappiert. Butter und Aufstrich runden das Ensemble ab. Tee dampft in der Kanne. Inspiriert setze ich mich an mein Gedeck und beginne zu essen. Das Brötchen knuspert. Die Süße der Marmelade und des Honigs verbreitet sich in meinem Mund. Der heiße Tee schmeckt wunderbar nach Fruchtaroma. Das Fett in der Butter verstärkt meine Wahrnehmung im Geschmack. Ich genieße, bis ich satt bin.

Jetzt einen Spaziergang machen. Die strahlende Sonne lockt mich hinaus. Ich gehe meinen Lieblingsweg am Deich an der Elbe entlang. Jemand hat die Natur so schön gemacht. Mein Blick geht Richtung Osten, woher in einem weiten Bogen das Wasser kommt. Dann schaue ich ihrem Bett hinterher in Richtung Nordwesten. Ich weiß, dass die Elbe dort ihre Mündung in der Nordsee hat. Neben mir mündet ein kleiner Bach in den großen Strom. Ich beobachte, wie sich das Wasser mischt und bizarre Kreise zieht. Am gegenüberliegenden Ufer recken einige reetgedeckten Bauernkaten ihre Dächer in den Himmel. Kleine weiße Wölkchen ziehen langsam am Firmament entlang. Inspiriert bleibe stehen und lasse auf mich wirken, was ich sehe. Später werde ich es zu Papier bringen.

Ausgeglichen und über alle Sinne inspiriert, kann ich jetzt durch den Tag gehen und tun, was mir vor die Hände kommt.

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Vielen Dank, liebe Anna, für die Inspiration der heutigen Blognacht.

Hure oder Göttin

Männerabend in unserem Hause. Ich kann ihn gut leiden, den Kumpel meines Mannes, der öfter mal zu einem Bierchen zu uns kommt. Heute habe ich Lust, ein wenig mit ihm zu schäkern. Ohne Vorwarnung und völlig unüberlegt stelle ich ihn vor die Wahl: Hure oder Göttin? Seine Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Ich nehm die Hure. Da weiß ich, was ich zu erwarten hab.“

Ich bin perplex. Innerlich möchte ich mir auf die Zunge beißen. Ich wünschte, ich hätte diese Worte nie ausgesprochen. Aber Worte haben Macht und lassen sich nie wieder zurück holen. Zum Glück wechselt mein Mann schnell das Thema. Aber mir geht die Reaktion des jungen Mannes nicht mehr aus dem Kopf. Ich würde gerne nachfragen, welches Bild er grundsätzlich von einer Frau hat, dass er auf diese Aussage kommt. Aber ich traue mich nicht. Zu heiß ist dieses Thema. Und zu schnell könnte ich auf eine Schiene geschoben werden, auf der ich nicht sein will.

Wie also komme ich zu einer Antwort auf die Frage nach dem Frauenbild? Ich kann mir doch nicht einfach irgendetwas ausdenken, was so nicht stimmt? Zu meinem Mann habe ich Vertrauen. Ich spreche dieses Thema später noch einmal an, als der Kumpel längst nicht mehr da ist. Mein Mann erinnert mich daran, dass ich diesbezüglich sicher in der Geschichte fündig werde. Hmmm. Ich weiß nicht so recht. Aber gut. Ich werde mal auf die Suche gehen.

Kultur und Religion

Eigentlich fange ich bei einem Thema nicht gerne bei Adam und Eva an. Aber in diesem Fall ist es diese Information die heute in unserer Kultur bekannt ist. Es ist eine Tatsache, dass es männliche und weibliche menschliche Spezies gibt. Bereits in der ersten uns bekannten Hochkultur der Sumerer, im heutigen Irak, finde ich bei Recherchen, dass die Frau als Wesen bereits als Göttin verehrt worden ist. Um genau zu sein, sogar als Fruchtbarkeitsgöttin.

Ganz auf das Wesentliche reduziert hieß dieser „Glaube“: Die Frau empfängt Leben, nährt Leben und gibt Leben weiter. Das ist zu verehren.

Ob die Frau als Individum damals von einem Mann verehrt wurde, das lässt die Berichterstattung der damaligen Religion offen. Es ist Interpretationssache. Genauso bleibt es unbekannt, ob nur einzelne Frauen als Göttinen verehrt wurden, ob es mehrere waren, oder ob diese sogar untereinander bereits eine Hierarchie hatten.

Von vielen weiteren so genannten Hochkulturen ist ebenfalls bekannt, dass Frauen als Göttinen verehrt wurden. Man denke nur an die griechischen Göttinen der Antike. Aber auch die so genannten Naturvölker verehrten die Frau im Allgemeinen und manche Frauen im Besonderen.

Und doch scheint es immer einen Unterschied gegeben zu haben zwischen der Frau als Göttin und der Frau als Hure. Wobei beide meines Wissens nach ein und dasselbe getan haben. Nämlich: Leben empfangen, Leben nähren und Leben weitergeben. Beide hatten jeweils in der selben Religion und Kultur ihr Dasein.

Dass die Frau als Hure sogar als berufstätig gilt, das haben wir heute der Kultur und Religion zu verdanken, die aus dem alten Rom entstanden ist. Es ist ein schreckliches Kapitel und ich möchte darauf auch nicht näher eingehen. Wer möchte und interessiert ist, kann dieses Thema leicht recherchieren.

Woran liegt es?

Meine Frage ist dadurch aber immer noch nicht beantwortet. Warum möchte der junge Mann lieber eine Hure? Was verbindet er mit Hure? Über eine mögliche Antwort denke ich besonders nach.

Kann es sein, dass es am Selbstwertgefühl des Mannes liegt? Wenn ein Mann ein sehr geringes Selbstwertgefühl hat, dann hat er es nötig, die Frau klein zu machen. Eine Hure hat zu gehorchen. Der Mann ist Herr über sie. Das könnten mögliche Gedanken sein. Gegenüber einer Hure fühlt der Mann sich groß. Bei einer Göttin hingegen ist der Mann klein. Die Frau steht weit über ihm. Er hat zu gehorchen. In alten Kunstwerken wird dies oft detailreich ausgeschmückt.

Hure oder Göttin? Es ist egal. Einer ist immer klein und unten und der andere ist immer groß und oben. Welche Kraft der Symbolik liegt hinter dieser Aussage!

Gibt es eine Alternative?

Ich meine ja! Denn wenn ein Mensch weiß, dass er bedingungslos und über alle Maßen geliebt ist, dann hat er es nicht nötig, sich, oder den anderen klein zu machen. Es braucht die Wertung nicht: Hure oder Göttin! Beide. Mann und Frau sind nicht gleich sondern gleichwertig. Beide tragen ihren Teil dazu bei, das Leben weiterzugeben.

Was meinst du zu diesem Thema? Schreibe gerne einen Kommentar.

Apfelblüten am Stamm

Ich klopfe an und öffne danach langsam die Tür des Zimmers. Nur wenige Schritte und ich stehe vor dem Rollstuhl der alten Dame, den jemand vor das Fenster gestellt hat. Sie hat ihre Augen fast geschlossenen und es scheint, als wäre sie mit den Gedanken in weiter Ferne.

Weil ich weiß, dass sie nicht mehr gut hören kann, spreche ich sie laut an. Da wendet sie den Kopf zu mir und sieht mich mit strahlenden Augen an. Die Falten im Gesicht sprechen davon, wie viele schlechte und gute Dinge sie in ihrem langen Leben schon durchgemacht hat. Obwohl sie fast 100 Jahre alt ist, sprühen ihre himmelblauen Augen eine Lebensenergie, die ich bisher bei sonst niemandem gesehen habe. Ich strecke ihr meine Hand entgegen um sie zu begrüßen. Sie nimmt sie mit beiden Händen und sagt mit einem glücklichen Lächeln: „Schön, dass du da bist. Ich hab dich schon vermisst.“

Ich ziehe einen Stuhl nahe an ihren Rollstuhl heran, so dass wir einander berühren können. Unsere Hände streicheln sich gegenseitig und wir sind beide glücklich. Dann fängt sie an zu erzählen.

Es sind Geschichten, über ihre Flucht im Krieg und das Kennenlernen ihrer großen Liebe, die sie später geheiratet hat. Auch von den Geburten ihrer Kinder erzählt sie und von so manchen Besonderheiten, die sie mit jedem einzelnen von ihnen erlebt hat. Zum Schluss erzählt sie noch von ihren Enkeln und Urenkelkindern. Keines bleibt unerwähnt.

Obwohl ihre Geschichten immer dieselben sind, haben sie etwas Besonderes für mich. Immer wieder betont sie, wie dankbar sie dafür ist, dass sie alles überstanden hat und immer noch am Leben sein darf. Diese Dankbarkeit scheint ihre Quelle fürs Glücklich-Sein zu sein.

Jetzt macht sie eine kleine Pause und schaut mir tief in die Augen. „Kindchen, und wie geht es dir?“ fragt sie voller Interesse und ermuntert mich mit ihrem liebevollen, zärtlichen Blick, von mir zu erzählen.

Ich mag diesen singenden Ton in ihrer Frage und wehre mich nicht gegen das „Kindchen“, auch wenn ich gar nicht ihr Kind bin. Sie gibt mir das Gefühl, dass ihr Interesse an mir echt ist. Ich kann deshalb auch die Atmosphäre der Vertrautheit und Zweisamkeit genießen. Was ich jetzt erzählen werde, das bleibt bei ihr verschlossen. Niemand wird es erfahren. Das macht mich glücklich.

Beim Verabschieden umarmen wir uns lange. Tief atme ich ihr dezentes Parfüm ein. „Sie ist einfach etwas Besonderes“, denke ich und genieße ihr leichtes Streicheln auf meinem Rücken. Bevor ich gehe gibt sie mir noch einen sanften Kuss auf die Stirn und sagt: „Komm bald wieder!“

Ein Nachmittag bei ihr geht für mich immer so schnell vorbei. Gerne besuche ich meine alte Dame. Ich weiß nicht, wie lange sie noch leben wird, aber ich werde sie gerne in Erinnerung behalten. Bei ihr habe ich immer das Gefühl, als würde ich in eine Glücksatmosphäre eintauchen.

Ich bin glücklich darüber, dass durch den Impuls von Anna in der #Blognacht diese Geschichte entstanden ist. Manchmal braucht es einfach nur einen Anstubser, um etwas fast Vergessenes wieder in die Erinnerung zu holen. Hast du auch eine Erinnerung an etwas, das dich glücklich gemacht hat? Schreib mir doch gerne einen Kommentar.

üben am unfertigen Puzzle

Wenn du wissen willst, was du schon erreicht hast, musst du einmal zurück schauen. Das ist eine gute Übung und du erhältst manchmal schöne Überraschungen. Im Rahmen von 28TageContent mit Anna kam dieser Impuls in Bezug auf den Blog. Das habe ich als Gelegenheit genutzt, mal bei mir zu schauen, welchen Weg ich bisher gegangen bin.

Ein paar Daten und Fakten

Am 29. August 2019 ging der allererste Blogartikel an die Öffentlichkeit. Seitdem ist fast alle 14 Tage Content von mir veröffentlicht worden. Das macht insgesamt eine stattliche Anzahl von 84 Stück. 11 Artikel sind allerdings wieder in den Papierkorb gewandert, weil sie ihre Relevanz verloren haben. Also wären es sogar 95 Blogartikel. Das hätte ich mir vor 3 ½ Jahren noch nicht vorstellen können. Ich finde, dafür kann ich mir schon mal auf die Schulter klopfen. Das mach ich ja sonst fast nie. 😉

Etwas mehr als 3 Jahre lang habe ich hauptsächlich zum Thema Dessous geschrieben. Und dann hat sich mein Focus verschoben. Auf dem Weg zum Meister schreibe ich jetzt über meine Erkenntnisse zu Sprichwörtern und verbinde das manchmal mit einem kleinen geschichtlichen Hintergrund.

Meinen Newsletter, der im Zusammenhang mit dem Blog entstanden ist, gibt es seit Juni 2021 regelmäßig einmal am Ende jedes Monats. Darin informiere ich meine geneigten und interessierten Leserinnen und Leser über Aktuelles von mir und auf dem Blog. Falls du gerne regelmäßig mit mir in Kontakt sein möchtest, hast du hier die Gelegenheit, dich zu meinem Newsletter anzumelden.

Aller Anfang ist schwer

Zu Beginn ist mir das Bloggen sehr schwer gefallen. Ich wusste ja gar nicht, wie ich es machen sollte. Deshalb hab ich mich auf die Suche gemacht nach einem Meister, der mir helfen könnte. Und dann fand ich Anna, die Meisterin fürs entspannt und zielgerichtet bloggen. Wie herrlich, dass zwischen uns die Chemie von Anfang an gestimmt hat. Was hab ich alles bei ihr gelernt!! Für mich ist das gar nicht mit Geld aufzuwiegen.

Um nur einige Beispiele zu nennen: Ein Blogartikel kann viele Formate haben. Sinnigerweise hat jeder Blogartikel einen CTA (Call to Action). Eine Bloggerpersönlichkeit darf sich entwickeln. … Und noch so vieles mehr. Wenn du mehr über Anna wissen möchtest, dann empfehle ich dir, dich hier über sie zu informieren.

Noch mehr Daten und Fakten

Ich will dich darüber nicht im Ungewissen lassen, dass ich zu Beginn meiner Bloggerzeit pro Artikel im Durchschnitt 17 Stunden gebraucht habe. Mein Mister Perfekt hat mir oft einen Strich durch die Rechnung gemacht, bevor ich veröffentlicht habe. Aber mit der Meisterin an meiner Seite habe ich gelernt und heute geht es deutlich schneller. Um genau zu sein durchschnittlich 2 Stunden. Das macht eine Steigerung von fast 90 %. Wenn ich mir das so anschaue, habe ich beim Bloggen zeitlich eine ganz schön steile Karriere hingelegt. 🙂

Es war doch gut, dass ich auf meine Meisterin gehört habe und meinen Mister Perfekt immer öfter in die Schranken gewiesen habe. Ich habe noch im Ohr, wie Anna ganz zu Anfang zu mir sagte: „Bloggen lernt man durch Schreiben, und Schreiben wird besser, wenn man schreibt.“ Diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Es ist eben wie bei jedem anderen Handwerk auch. Die Übung macht den Meister.

Ich bin noch lange keine Meisterin was das Bloggen anbetrifft. Aber ich habe mich auf den Weg gemacht und könnte eine Meisterin werden, wenn ich weiter dran bleibe.

Hast du auch ein Thema, an dem du schon lange übst und erst durch einen Rückblick festgestellt hast, wie weit du schon gekommen bist? Erzähle mir gerne in einem Kommentar von deiner Erfahrung.

Nicht mit mir!

„Merken Sie sich eins, meine Damen und Herren! Der liebe Gott weiß alles. Aber der Lehrer weiß alles besser!“

Eine tiefe, laute und bassige Stimme füllte den Vorlesungssaal. Es war der erste Tag in meiner Lehrerausbildung und ich war gespannt, was auf mich zukommen würde. Der Kopf der Dozentin ragte kaum über den Pult hinaus. Aber sie stand meinstens auch nicht dort, sondern tiegerte ständig von einer Seite auf die andere. Graue Augen unter einer dicken Hornbrille flogen ständig in Windeseile über alle Neulinge. Sie schien alles zu bemerken. Und alles besser zu wissen.

In mir kroch ein unbehagliches Gefühl nach oben und mein Bauch fing an, sich zu verkrampfen. Sollte ich gleich aufstehen und gehen? Was würde mit dieser Dozentin noch auf mich zukommen im Laufe der Ausbildung bis zur Prüfung? Ich atmete tief und sagte mir selbst: Nein Edith. Du gibst deinen Traum aus Kindertagen nicht auf. Du kannst alles lernen. Du wirst es schaffen. Und vielleicht ist ja die Dozentin gar nicht so schlimm, wie es jetzt erstmal aussieht.

Ich gab nicht auf. Ich lernte und lernte. Am meisten bei dieser Dozentin. Aber sie war schlimmer als alles, was mir bisher begegnet war. Ich strengte mich an, so gut wie ich konnte. Wie oft dachte ich „Der liebe Gott weiß doch alles. Er weiß auch, dass ich mich so sehr anstrenge. Ist es denn nicht einmal genug?“ Für die Dozentin war es aber nie genug. Sie wusste alles besser und beharrte auch mit Vehemenz darauf, dass sie recht hatte. Immer.

Irgendwann begehrte ich trotzig auf. So nicht! Nie werde ich so unterrichten, wie diese Dozentin! Ich hasste diese Anmaßung! Alles in mir wehrte sich gegen ihre herablassende Art und gegen ihren Rotstift, der mich und andere junge Lernende klein hielt.

Nicht mit mir! Es reicht! Mein Focus wird anders sein! Ich will eine liebevolle Ermutigerin sein, die das Potential der jungen Leute sieht und fördert.

Die Dozentin merkte sofort, dass ich mich nicht mehr ihrem Diktat unterwerfen wollte. Sie verstärkte ihren Druck auf mich. Immer mehr. Ich spürte ihren wohlgeliebten Satz oft am eigenen Leib. Und manchmal war ich drauf und dran, aufzuhören. So wie am ersten Tag.

Für die Prüfungsarbeit wurde sie mir dann auch als begleitende Mentorin zugeteilt. Ich brauchte eine durchheulte Nacht, bis ich mich innerlich damit abgefunden hatte. Aber es war fast die Hölle für mich. Alles was ich von mir aus brachte, wurde von ihr zerpflückt. Jede eigene Idee wurde abgelehnt. Aber ich wollte das schreiben, was mir wichtig war, und nicht ihre Gedanken in meine Prüfungsarbeit bringen. Ich wollte zeigen, dass ich als liebevolle Ermutigerin jungen Lernenden sehr wohl einen fremden Stoff beibringen konnte.

Ich habe es geschafft. Gegen ihren Willen. Und die jungen Leute liebten mich dafür. Aber sie hat mir eine Note gegeben, dass ich fast mein Lehrerexamen nicht bestanden hätte. Und später wollte auch niemand an öffentlichen Schulen eine Lehrerin mit solch einem schlechten Abschluss. Das hatte sie geschafft.

Nicht mit mir. Das habe ich mir damals im Trotz geschworen. Und deshalb hat die Dozentin es auch nie geschafft, ihre Doktrin auf mich zu übertragen. Mein Leben lang habe ich nie so unterrichtet wie sie. Auch wenn ich Lehrerin bin. Ich weiß noch längst nicht alles. Geschweige denn alles besser. Immer möchte ich auch die andere Seite sehen und in der Position der Lernenden sein.

Hast du auch einmal etwas erlebt, das dich auf Konfrontation gebracht hat? Schreib mir doch gerne einen Kommentar.

Saft und Eindrücke filtern

Heute ist mein Markttag. Wie immer setze ich mich nach dem Einkaufen noch auf eine Bank. Ohne dass ich es will, dringen die unterschiedlichsten Gesprächsfetzen an mein Ohr. „Hab den Stand noch nie gesehen.“ … „Ich fand nichts besonderes dran.“ … „ Außer den letzten, der hat mir wirklich gut geschmeckt.“ …

Ich stehe auf und gehe weiter. Unbemerkt setzt sich der letzte Satz wie ein Ohrwurm in meinem Kopf fest. „… den letzten, der hat wirklich gut geschmeckt …“ Am Ende des Marktplatzes sehe ich einen Stand, der sonst nicht da ist.

„Heute Apfelsaftprobe,“ ruft ein junger Mann und winkt mich her. Vor ihm stehen drei Becher je halbgefüllt mit Apfelsaft. Ich zögere. Sagte da nicht die Frau auf der Bank neben mir etwas von „nichts Besonderes?“

Der junge Mann macht noch einmal eine einladende Bewegung mit der Hand. Der Ohrwurm drängt sich vor und ruft mir nochmals in Erinnerung: „… den letzten, der hat wirklich gut geschmeckt …“ Noch unschlüssig gehe ich auf den Stand zu. Dort erklärt mir ein junges Mädchen ausführlich den Sinn der Probe und worauf ich besonders achten soll. „Ist ja nett, dass sie mir das sagt, aber eigentlich bin ich mir ja gar nicht sicher, ob ich wirklich kosten will,“ denke ich.

Ich gebe mir einen Ruck, denn der Ohrwurm hat mich gerade nochmals an die Dame von vorher erinnert. Der junge Mann gibt mir freundlich den ersten Becher in die Hand. Ich nehme einen kleinen Schluck und konzentriere ich mich darauf, den Apfelsaft auf der Zunge zu schmecken. Langsam bewege ich die Zunge hin und her und filtere die einzelnen Geschmacksrichtungen heraus. „Es schmeckt recht süß, hat wenig Säure und ist etwas blass“, beschreibe ich mein Empfinden und das junge Mädchen schreibt eifrig mit.

Beim zweiten Becher mache ich es genau so. Das Ergebnis lautet: Vollmundig und etwas säuerlich. Auch dies schreibt das junge Mädchen eifrig mit. Bei mir ist der Ohrwurm wieder da und erinnert: „… den letzten, der hat wirklich gut geschmeckt …“

„Hier noch der dritte Becher.“ Der junge Mann schiebt mir den letzten Becher hin. Ich setze an und nehme einen Schluck. Innerhalb eines Augenblickes zieht es mir die Wangenmuskeln zusammen und ich spucke den Schluck zurück in den Becher. „Igitt,“ rufe ich mit verzogenem Gesicht. „Das ist ja Most!“ Es schüttelt mich am ganzen Körper. Ich kenne Most, und er schmeckt mir nicht.

„Mir hat Most noch nie geschmeckt,“ erkläre ich den jungen Leuten, die mich sehr erschreckt anschauen. Dann bitte ich um einen Schluck vom Apfelsaft, der mir gut geschmeckt hat. Ich habe das dringende Bedürfnis, den ekligen Mostgeschmack im Mund wieder los werden. Dienstbeflissen erfüllt mir der junge Mann meinen Wunsch.

Auf meinem Weg nach Hause denke ich über meinen Marktbesuch nach. Wie viele Dinge schleichen sich unbewusst in meine Seele und beeinflussen mich? Es waren nur Gesprächsfetzen, die ich auf der Bank mitgehört hatte. Und trotzdem glaubte ich, der letzte Saft wäre der beste. Dabei war das gerade der Most, den ich sofort wieder ausgespuckt habe, weil ich in partout nicht mag. Die Dame jedoch schien ihn sehr gemocht zu haben, so wie ich das rausgehört hatte.

Nicht alles tut jedem Menschen im gleichen Maße gut. Für mich ist es deshalb sehr wichtig herauszufinden, was mich beeinflusst. Ich möchte Gutes in mich hineinlassen und gute Gedanken denken. Dann wird auch Gutes aus meinem Mund herauskommen.

Wie siehst du das? Schreibe mir gerne einen Kommentar.

Regenbogen

Es ist Freitagabend und Zeit für die 23. #Blognacht mit Anna. Da bin ich gerne dabei. Das ist quasi mein Date mit meinem Blog. Sonst komme ich ja nicht dazu, da in mein Leben in der Zwischenzeit einige Veränderungen passiert sind. Um die Nachhaltigkeit soll es heute also gehen.

Eigentlich mag ich das Thema nicht. Warum? Weil es gerade im Moment in jedermanns Munde ist. Und die Leute, die davon reden, nutzen meiner Meinung nach die Nachhaltigkeit oft nur als Schlagwort. Davon werde ich manchmal im wahrsten Sinne des Wortes erschlagen. So quasi als Totschlagargument. Nach dem Motto: Wenn du nicht mitmachst, kannst du auch nicht mitreden.

Aber gut. Nachhaltig soll es heute werden. Da fällt mir ein, dass ich davon bereits einen Blogartikel geschrieben habe. Und zwar auf den Tag genau vor einem Jahr. Der Titel damals hieß: Klima retten mit Dessous. Was mir diesbezüglich sehr wichtig ist, das habe ich dort aufgeschrieben.

Doch was verbinde ich sonst noch mit Nachhaltigkeit? Wenn ich es genau nehme, viel. Sehr viel sogar. Und so sieht das bei mir konkret aus:

Mein nachhaltiges Leben

Ich koche mehrheitlich selbst. Aus saisonalen Produkten von regionalen Herstellern. Das ist gut für die Umwelt und gesund für mich selbst. Schon als junger Teenager habe ich kochen gelernt. Und zwar von meiner Omi. Die hat gewusst, wie das, was man hat, gut und lecker zubereitet werden kann. Die Zutaten kamen direkt aus dem Garten, mussten noch richtig gewaschen werden und waren unverpackt. Bei den Rezepten hieß es damals: „Man nehme, wenn man hat“. Heute steht in den Kochbüchern: „Man nehme Dr. Oetcker“. ;-). Mein liebstes Kochbuch ist eines aus dem Jahre 1936. Da stehen sogar Diätrezepte drin, die heute von Abnehmfirmen gehipt werden.

Ich gehe zu Fuß zu meiner Arbeit. Das war nicht immer so, aber ich bin froh, dass es heute so ist. Durch den etwa 15minütigen Weg zu meiner Arbeitsstelle, bin ich frisch und fit. Außerdem bekomme ich so mit, wie jeden Tag das Wetter ist. Ich mag jedes Wetter. Besonders fasziniert bin ich aber vom Wind. Besser gesagt: starkem Wind. Aber das ist ein anderes Thema. Wobei ich das Wetter auf jeden Fall richtig nachhaltig finde. Es sind immer die gleichen Phänomene, auf die immer die gleichen Auswirkungen folgen.

Ich ziehe meine Kleidung oft jahrelang an. Bei diesem Thema steht für mich die Nachhaltigkeit nicht so ganz im Vordergrund. Der Grund ist einfach, dass ich nicht gerne shoppen gehe. Hab ich noch nie gerne gemacht und deshalb achte ich eben gut auf die Kleidung, die ich trage. Wenn ich koche, ziehe ich zum Beispiel eine Schürze über meine gute Kleidung, damit diese nicht schmutzig wird. Klingt vielleicht altbacken und albern, ist aber so. Und dann wird die Kleidung richtig gewaschen und richtig gepflegt. Das habe ich unter anderem auch von meiner Mutter gelernt. Und wenn dann Lieblingsstücke ausgedient haben, tut es mir immer weh, sie weg zu geben. Ja. Meine alte Kleidung wird nicht einfach nur weggeschmissen. Meistens wird sie noch irgend einem anderen Zweck zugeführt. Ein altes T-Shirt zum Beispiel kann beim Wände streichen durchaus eine super tolle Hilfe sein.

Ich verbrauche nachhaltig Strom. Nicht etwa, weil mein Mann und ich bei einem Öko-Strom-Anbieter den Strom beziehen, sondern weil wir Photovoltaik auf dem Dach unseres Häuschens haben. Und das nicht erst, seit es uns die Presse und die Werbung empfiehlt, sondern schon seit mindestens acht Jahren. Deshalb achte ich darauf, wann ich meine elektrischen Geräte anstelle. Bei einem so herrlichen Sommer, wie diesem, war es nicht so schwierig. Aber wenn jetzt wieder die dunkle Jahreszeit kommt, dann überlege ich schon genau, ob es nötig ist, die Waschmaschine bei tief verhangenen Himmel mit Dauerregen laufen zu lassen. Dann warte ich doch lieber darauf, dass wenigstens ein paar wenige Stunden am Tag die Sonne scheint. Diese Überlegungen sind mir am Anfang nicht ganz leicht gefallen. Aber an diese Art der Nachhaltigkeit habe ich mich schnell gewöhnt.

Und dann habe ich noch dabei geholfen, dass unsere Tochter ein nachhaltiges Häuschen bauen konnte. Dabei waren viel mehr Dinge zu bedenken, als wenn sie ein Häuschen von der Stange gekauft hätte. Übrigens kann sowohl in unserem, als auch im Häuschen der Tochter Urlaub gemacht werden. Ganz nachhaltig, versteht sich. Für Lauenburg kannst du hier mehr Informationen erhalten und für Hagenow geht es hier lang.

Nachhaltigkeit ist für mich so selbstverständlich, dass ich eigentlich nicht bewusst darüber nachdenke. Es ist deshalb gut, ab und zu mal daran erinnert zu werden. Ist für dich Nachhaltigkeit auch selbstverständlich? Schreib es mir doch gerne in einem Kommentar.

Fluss mit Brücke

Ich bin gerne unterwegs. Das war schon früher so. Ok. Das klingt jetzt, als ob ich eine von gestern wäre und nur noch in der Vergangenheit lebe. Aber das stimmt so nicht ganz, sondern nur teilweise.

Zum Impuls der #Blognacht mit Anna Koschinski tauche ich gerne ein in meine Erinnerungen. Wer war auf meinen vielen Reisen mein liebster Begleiter?

Ich.

Da staunst du. Aber überleg mal ehrlich: Der Mensch, mit dem du dein Leben lang unterwegs ist, das bist du selbst. Und mit sich selbst klar zu kommen, sich selbst anzunehmen und zu lieben, das ist eine ganz schöne Herausforderung. Es braucht Mut, sich regelmäßig selbst zu reflektieren.

Dazu muss man sich zwei Fragen stellen.

1.Wer bin ich? Was sind meine Charaktereigenschaften?

2.Wie setzte ich mein Wesen ein, dass ich mich in meinem eigenen Leben wohl fühle.

Aber genug mit der Verallgemeinerung, ich nehme dich jetzt mit auf die vielen Wege, die ich schon mit mir unterwegs war.

Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich im nördlichen Schwarzwald. Da gibt es enge Täler und schmale Stege, um auf so manchen Gipfel zu kommen. Und vor allem viele, viele Kurven. In diesen Jahren bin ich viel mit meinem Papa durch Feld und Wald gewandert. Manchmal sind wir schon früh am Morgen gestartet, um das erste Morgenlicht erleben zu können. Zeitweise starteten wir noch am späten Abend, um vielleicht äsende Rehe beobachten zu können, oder vielleicht sogar ein paar Stunden in der Nacht zu wandern.

Stille

Von der Natur und den Tieren lernte ich, dass es gut ist, öfter mal still zu sein. Zuzulassen, was ist und im Hier und Jetzt zu leben. Es ist nicht einfach, still zu werden, wenn in mir Gedanken stürmen. Es dauert meistens eine Weile, bis die äußere Umgebung wirkt. Aber es lohnt sich auf dem Wege, mich selbst kennen zu lernen und mein liebster Begleiter zu werden.

Selbstdisziplin

Bei meinen Wanderungen lernte ich auch meine Eigenschaft der Selbstdisziplin kennen. Obwohl ich von Natur aus eher die „Eule“ bin, also später ins Bett gehe und lieber später aufstehe, lohnte es sich doch immer zu wandern, als auf der faulen Haut zu liegen. Die frische Luft und die Bewegung sorgten doch immer dafür, dass ich mich gesund fühlte. Auch heute noch tut es das. Und wenn ich nicht aufstehen kann, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich krank bin, oder krank werde.

Verlässlichkeit

Bei den Wanderungen lernte ich auch die Verlässlichkeit meines Vaters kennen. Normalerweise redete er nicht viel. Aber wenn er mir Mut machte und eine Belohnung fürs Durchhalten versprach, so konnte ich mich immer auf sein Wort verlassen. Mein Papa hat immer gehalten, was er versprochen hat. Leere Versprechungen, das gab es bei ihm nie. Bei mir ist das genauso. Es gehört zu meinem Wesen, dass mir Unzuverlässigkeit ein Gräuel ist. Mein Vater hat dieses Erbe wohl an mich weitergegeben.

Durchaltevermögen

Wer mich heute kennt, kann sich das nicht vorstellen. Aber ich war in meiner Schulzeit ein so genannter „Spätzünder“. Das Lernen in der Schule fiel mir schwer und mit jedem weiteren Schulabschluss, ich begann mit der Hauptschule, wurden meine Noten schlechter. Und zu der Zeit, als ich auf den Lehrstellenmarkt wolle, gab es so viele von uns. Meine Generation ist der Rest der „Babyboomer“, wie man die Leute heute nennt, die Mitte der 1960er Jahre geboren wurden. Es war deshalb sehr schlecht für mich, eine Lehrstelle zu finden. Du wirst es kaum glauben können, wenn ich dir verrate, dass ich über 280 Bewerbungen geschrieben habe. Und das noch mit einer Schreibmaschine ohne Korrekturmöglichkeit. Ein Fehler, und ich konnte nochmals von vorne anfangen. Und da war pro Bewerbung ein Anschreiben und ein tabellarischer Lebenslauf zu gestalten. Und dann am Schluss die Unterschrift nicht vergessen. Ist mir einzelne Male auch passiert, was natürlich nicht dazu führte, dass ich die Ausbildungsstelle erhielt.

Und dann habe ich eine Stelle bei der Kreissparkasse bekommen. Der Personalchef hatte wohl Mitleid? Nein. Es musste so sein, denn dort lernte ich meinen jetzigen Mann kennen. Nichts ist Zufall. Davon bin ich überzeugt. Und das, was so lange Geduld erfordert, wird am Ende gut.

Freiwilligkeit

In den vielen Jahren, die seit meiner Kindheit vergangen sind, habe ich nie aufgehört, Neues zu lernen. Manchmal hat es in meinen „Karriereplan“ gepasst, aber meistens nicht. Ich kann und kenne deshalb viele Dinge, die du nicht vermuten würdest, wenn du mich das erste Mal kennenlernst. Denn ich stelle mich immer mit meinem aktuellen Job vor. Aber alles, was ich gelernt habe, habe ich freiwillig gelernt. Auch wenn mich mein Weg dabei an ganz schön viele Orte in Deutschland geführt hat.

Loslassen

Dadurch habe ich auch gelernt, Altes loszulassen. Mit jedem Umzug, den ich gemacht habe, ist mir das leichter gefallen. Dem Trugschluss bin ich allerdings nie aufgesessen, dass es mir an meinem neuen Ort besser geht, als an dem alten. Denn eins ist mir immer deutlich bewusst gewesen.

Ich nehme mich immer selbst mit.

Deshalb bin ich auch aus jedem Ort versöhnt weggezogen. Es gab nichts, das ich als Scherben zurück gelassen hätte. Auch das ist ein Teil von mir, mit dem ich gerne unterwegs bin. Loslassen und ohne Altlasten weiterzugehen, ist eine sehr angenehme und leichte Begleitung.

Ich bin mir selbst mein liebster Begleiter. Und das soll auch so bleiben. Ich habe schon so oft erlebt, dass diese Tatsache mir andere Menschen als Begleiter schenkt, die gerne mit mir unterwegs sind. Wenn es aber Zeit ist, ein Stück meines Weges alleine weiterzugehen, dann halte ich niemanden fest. Loslassen erleichtert, auch wenn es manchmal eine Weile dauert.

Wie siehst du das? Schreib mir doch gerne einen Kommentar.

gesammelte Kastanien

Da mache ich mir gerade Gedanken, was denn die Leser meines Blogs über mich wissen sollten, und dann kommt der Impuls aus der #Blognacht mit Anna Koschinski. Beim Zusammenstellen der einzelnen Punkte habe ich mir die Gelegenheit gegeben, mich selbst zu reflektieren. Ist zwischendurch ganz sinnvoll, denn es sorgt dafür, dass ich in meiner Persönlichkeit nicht so verkrustet werde.

Siehst du, und schon habe ich dir etwas von mir verraten. Ich denke regelmäßig über mich selbst nach und lasse mir jegliche Möglichkeit offen, etwas Neues zu lernen, oder auch bisherige Denkstrukturen zu verändern. In meinem Umfeld sehe ich gerade, dass das mit zunehmendem Alter immer schwerer wird. Deshalb möchte ich gerne immer wieder üben, damit ich für meine Mitmenschen keine egoistische, alte, böse Frau werde. Lieber möchte ich das Gegenteil sein. Gut ok. Gegen das alt werden kann ich nichts. Das geht automatisch.

Tja. Und da kann ich dir gleich verraten, dass ich schon einige Jahre über die 50 bin. Also ganz ehrlich sogar schon näher an die 60. Huch. Wenn ich daran denke, kann ich das gar nicht glauben. Gefühlt hab ich gestern erst das Abitur gemacht. Und dann guck ich in den Spiegel. Hahaha. Die Falten halten sich noch in Grenzen. Denn da ich humorvoll bin, lache ich lieber. Als ich viel jünger war, hat mal jemand zu mir gesagt, dass Lachfalten schön machen. Hab ich gemacht. Aber das muss ich nun meinen Mitmenschen überlassen, ob die das auch so sehen wie ich.

Ich bin sehr organisiert und diszipliniert. Meine Lieblingsbeschäftigung ist: Listen machen! Mein Mann hat mir schon manchmal gesagt, dass ich mich nicht überlisten soll. Mit diesem, auch humorvollen, Lieblingsmenschen bin ich seit über 30 Jahren verheiratet. Wir haben zusammen vier Töchter, die alle in der Zwischenzeit erwachsen sind und mich nur noch im Notfall brauchen.  So ein Notfall kann entweder sein, dass sie neue Dessous brauchen, oder einfach nur mal wieder meine offenen Ohren. Erziehen darf ich nicht mehr, nur noch Rat geben, wenn es gefragt ist.

Und da bin ich schon bei einem weiteren Punkt, den du über mich wissen darfst. Ich bin neugierig. Dazu möchte ich dir aber gerne erklären, wie ich dieses „neugierig sein“ verstehe. Ich stelle gerne Fragen in einem Gespräch zu zweit. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass mein Gegenüber sehr viel leichter auf die Frage „wie geht es dir?“ antwortet, wenn ich sie direkt und persönlich stelle. Diese Frage allgemein und an viele Leute zu stellen, ist sehr sinnlos. Dann antwortet nämlich keiner, oder jeder nur oberflächlich. Und ich mag keine Oberflächlichkeit. OK. Ich kann Small-Talk und es fällt mir auch nicht schwer, über Gott und die Welt zu reden. Aber wenn ich einen Menschen kennen lernen möchte, dann ist das in einem Zweiergespräch einfach am besten möglich.

In diesem Zusammenhang erzähle ich dir gleich auch mal etwas negatives von mir. Ich bin eine absolute Gendergegnerin und den ganzen Feministenkram kann ich nicht leiden. Für mich ist jeder Mensch ein Mensch. Egal ob Frau oder Mann, oder das gewünschte dazwischen. Auch egal, welche Hautfarbe der Mensch hat oder aus welchem Kontinent er kommt. Wichtig ist mir, dass ich mich mit diesem Menschen in der gleichen Sprache unterhalten kann. Das kann meine Muttersprache sein, muss es aber nicht. Ich spreche schließlich nicht nur Deutsch, aber das am liebsten, weil ich meine Sprache eben mit seinen vielen besonderen Nuancen gut kenne und auch anwenden kann. Und Sprache ist für mich das, was als hörbarer Gedanke über meine Lippen kommt. Ich höre deshalb auch ganz genau zu, was mein Gegenüber sagt. Denn was aus dessen Mund kommt, sind dessen Gedanken. In diesem Sinne bin ich vielleicht ein bisschen gefährlich. Aber das kannst du ja gerne einmal selbst ausprobieren, in dem du mit mir Kontakt aufnimmst.

Was du auch noch gerne über mich wissen darfst ist: Ich gehöre zu den Menschen, die ständig auf der Suche sind, Neues zu lernen. Natürlich nicht alles und nicht jedes Thema. Ich habe da meine bestimmten Steckenpferde. Und wenn ich von diesen Themen etwas höre, dann ziehe ich alle Informationen in mich hinein, die ich nur kriegen kann. In erster Linie gehören da natürlich Geschichten. Am liebsten erzählt von Menschen, die Zeitzeugen waren. Was früher in genau dieser Region, in der ich heute wohne passiert ist, das finde ich besonders spannend. Dessousgeschichten von früher habe ich auch schon hier auf meinem Blog geschrieben.

Etwas, für mich sehr Wichtiges, möchte ich dir nicht vorenthalten. Trotz aller Planung möchte ich bewusst im Hier und Jetzt leben. Situationen spontan zulassen und dann genießen, das möchte ich von Jahr zu Jahr mehr lernen. Dazu gehört, dass ich immer wieder herausfinden will, was jetzt im Moment wichtig ist, oder ob es das Prädikat Unwichtig bekommt und auch später noch gemacht oder gesagt werden kann. Manches muss nicht getan sein und vieles ist so unwichtig, dass es gar nicht erst gesagt werden muss. Als ich gemerkt habe, dass viele Dinge unwichtig sind, ging das einher mit der Erkenntnis, dass es sehr förderlich ist, im Hier und Jetzt zu leben. Es ist eine Achtsamkeit, die ich meinen Mitmenschen, meiner Umgebung und mir selbst zukommen lasse. Es hilft mir, mein eigenes Inneres in die richtige Balance zu bringen.

Und nun darfst du mal ganz ehrlich sein. Was wusstest du schon über mich? Was war dir neu? Schreib mir doch gerne einen Kommentar.

Eine Superheldin in Dessous

Ich, eine Superheldin in Dessous? Echt jetzt?

Nein. Ich bin keine Superheldin in Dessous. Ich koche auch nur mit Wasser, so wie alle anderen Menschen. Ich stehe morgens auch zerknittert auf und brauche erst mal eine Anlaufzeit bis ich wach bin. Genauso wie viele andere Menschen auch. Und genau wie fast alle anderen Frauen auch, entscheide ich mich manchmal für den falschen BH,  wenn ich mich morgens anziehe. Nein. Als Heldin bezeichne ich mich überhaupt nicht. Schon gar nicht als Superheldin.

Ich habe einen Superhelden an meiner Seite

Als wir uns kennenlernten waren wir beide jung. Ich fühlte mich als Mauerblümchen und kleidete mich auch so. Unscheinbar von unten bis oben. Weiße Unterwäsche aus Feinripp und Baumwolle. Erotisch oder gar sexy zu sein, das fiel mir im Traum nicht ein. Meinen Superhelden störte das nicht. Wir gaben einander trotzdem das JA-Wort.

Mit den Jahren gesellten sich unsere 4 Töchter dazu. Es war meinem Superhelden immer eine große Ehre, für mich und die Mädchen zu sorgen. Er bezahlte gerne die Menge der notwendigen Utensilien für die monatliche Menstruation seiner 5 „Mädels“. Nie stellte er die Notwendigkeit eines neuen BH oder neuer Slips in Frage. Und beim Kauf von schicken Dessous drückte er extra noch ein Auge zu. Dabei gingen gerade diese weiblichen Bedürfnisse ganz schön ins Geld.

Auch die Veränderungen an meiner Figur, die an meinem Bauch und an meinen Brüsten zu sehen sind, nimmt er an, ohne negative Kommentare dazu zu geben. Im Gegenteil. Vor einiger Zeit passte er sich mir freundlicherweise an und legte auch ein paar Pfunde zu.

Jetzt sind wir miteinander älter geworden. Die Mädchen sind alle aus dem Haus und wir haben nur noch uns beide. Mein Superheld kennt mich nackig und angezogen. Im Schlabberlook ohne BH  und ganz festlich ein bisschen aufgebrezelt von unten bis oben. Er kennt mich mit Dessous und ohne. Aber das ist ihm nicht wichtig. Wichtig ist meinem Superhelden, dass ich an seiner Seite bin. Ob wir stark oder schwach mit Krankheiten und deren Nebenwirkungen konfrontiert werden, das ist uns egal. Hauptsache wir beide zusammen gegen den Rest der Welt.

Nur eines vermissen wir sehr. Wir haben immer gerne getanzt und das ist schon seit Monaten nicht mehr möglich. Wir träumen davon, es bald wieder zu tun. Mein Superheld hat mich all die Jahre begleitet und bringt jeden Tag mit seinem Dasein einen Sonnenstrahl in mein Leben.

Eine Superheldin in Dessous?

Ich behaupte von mir, dass ich keine Superheldin bin. Und in Dessous werde ich immer nur für meinen Helden super sein. Möchtest du für deinen Helden auch super sein? Probiere es doch aus.

Dies ist der Beitrag zu Anna Koschinskis Blogparade „Warum ich eine Superheldin bin. Heldenstorys.“