BH-Set in schwarz

Er war schon längst fällig. Mein neuer BH. Aber es kam immer wieder etwas dazwischen. Anderes war wichtiger. Unsere Kinder zum Beispiel. Ich hatte alle für längere Zeit gestillt. Jetzt war es Zeit.

Bisher trug ich ein C-Cup und natürlich Still-BH. Aber ich stillte nicht mehr. Meine letzten 2 BH in der Schublade waren aus hautfreundlichem, schlichten Material und in der Farbe weiß. Jetzt wollte ich etwas anderes, aber ich wusste nicht genau was.

Im Bekleidungsdiscounter

Mein erster Gang war zu einem Bekleidungsdiscounter. Dieser hatte so viel Auswahl, dass ich davon fast erschlagen wurde. Auf dem Absatz kehrt machen und fluchtartig den Laden verlassen, war meine einzige Reaktion. Draußen atmete ich erst mal tief durch und überlegte dann, was die nächste Möglichkeit wäre.

Im Fachgeschäft

Als die Ladentür hinter mir zuging, war ich erst mal erleichtert. Außer der Verkäuferin und mir war niemand da. Freundlich entwickelte sich ein Gespräch zwischen uns. Dabei merkte ich, dass ich in einem Miederwarengeschäft gelandet war. Das wollte ich nun wirklich nicht. Aber das Angebot der Verkäuferin, mich auszumessen, nahm ich gerne an. Das Ergebnis war, dass ich jetzt ein E-Cup brauchte. Die Unterbrustweite war zum Glück gleich geblieben.

Liebevolle Einzelbetreuung

Wie ich dann zu Hause meinen Frust zelebrierte, rief mich meine Schwester an. „Hast du Lust, mich zu besuchen? Ich hab eine Überraschung für dich“. Ich hatte Lust. Kurz die Betreuung der Kinder sicherstellen und dann für ein paar Stunden dem Alltag entfliehen und etwas anderes sehen.

Nach unserer Begrüßung zog sie mich in ihr Wohnzimmer. Mir blieb der Mund offen stehen. Sie hatte sich mit Dessous selbständig gemacht. Wunderbarerweise hatte sie auch einige Stücke für mich dabei. Nichts weißes! Farbiges! Meine Augen fingen an zu glänzen und ich fing an auszuprobieren. Liebevoll machte meine Schwester die Verschlüsse zu, kürzte oder verlängerte die Träger, gab Kommentare zu Farbe und Passform und lobte mich ganz nebenbei dafür, dass ich trotz unserer Kinder immer noch eine ganz passable Figur hätte.

Nach etwa einer Stunde hatte ich mich entschieden. Es wurde ein schwarzer Body mit zarter Spitze seitlich und an den Cups. Obwohl ich bisher noch nie einen Body getragen hatte, wollte ich ihn haben. Es fühlte sich einfach richtig angezogen an. Und wirklich wurde dieser Body für viele Jahre mein „LieblingsBH“.

Hast du auch beim BH-Kauf einmal ein besonderes Erlebnis gehabt? Erzähle es mir doch gerne in einem Kommentar.

Dessous im Abendlicht

Mütter sind etwas Besonderes. Wenn ein Mädchen in die Pubertät kommt, gibt eine Mutter manchmal eine Lektion zur Unterwäsche im Allgemeinen und Dessous im Besonderen an die Tochter weiter. Wie das geschieht, oder was da gesagt wird, ist so besonders, wie die Beziehung zwischen Mutter und Tochter.

Meine Lektion zur Unterwäsche

Meine Mutter wuchs in einer Zeit auf, als man über dieses Thema nicht sprach. Es war also für sie nicht ganz einfach, mit mir darüber zu sprechen. Trotzdem bekam ich im Alter von etwa 13 Jahren meine Lektion zum Thema Unterwäsche und Dessous. Das geschah, wie sollte es auch anders sein, während ich ihr half, die gewaschene Wäsche zusammen zu legen.

„Mädchen“, fing sie an, „Unterwäsche ist etwas intimes. Es bedeckt als erstes Textil den Schambereich und deine Brüste. Denke immer daran, dass die Unterwäsche gute Qualität hat, denn das Material liegt direkt auf der Haut“. Sie zeigte mir eine Unterhose und einen BH und redete weiter. „Unterwäsche muss passen. Ein BH darf weder zu klein, noch zu groß sein. Es darf nichts kneifen oder verrutschen. Verstehst du das?“

Ich nickte heftig, denn dass ich nicht wirklich eine Ahnung hatte, wollte ich nicht zugeben. Also erklärte meine Mutter weiter: „Dasselbe gilt für deine Unterhosen. Eine Unterhose muss am Po anliegen und darf weder runter noch in den Spalt rutschen. Und wenn du mal richtig schöne Dessous anziehen willst, gilt genau dasselbe. Aber Reizwäsche zieht man sowieso nicht so oft an.“

Ich merkte, dass ihr der letzte Satz sehr schwer gefallen war, denn sie drehte errötend den Kopf zur Seite. Dann drehte sie sich mit einem Seufzer wieder zu mir. Mit erhobenem Zeigefinger kam die letzte Ermahnung. „Und merke dir eines. Das ist ganz wichtig! Wenn du außer Haus gehst, muss deine Unterwäsche absolut sauber sein. Man weiß nie, was passiert …“

Diese Informationen reichten mir für den Anfang. Und als meine Mutter schwieg, wusste ich, dass sie sowieso nicht weiter reden würde. Der Alltag ging weiter und ich vergaß Mutters Rat.

Mutters Rat ist richtig

Einige Jahre später kaufte ich zum ersten Mal meinen BH alleine. Die Vielfalt an BH und Slips irritierte mich und ich hatte zuerst Schwierigkeiten bei der Auswahl. Doch dann erinnerte ich mich an Mutters Lektion zur Unterwäsche vor vielen Jahren. Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht und gleich war die Entscheidung für meinen neuen BH nicht mehr so schwer.

Auch wenn sich seit damals sehr viel verändert hat, was Mutter zur Unterwäsche gesagt hat, war richtig und gut. Denn: ich weiß ja nie, was passiert …

Was hast du von deiner Mutter gelernt zum Thema Dessous und Unterwäsche? Schreibe doch gerne einen Kommentar.

Meine innere und äußere Haltung

Bleibender Selbstwert kommt von innen und zeigt sich in Haltung. Das habe ich in meinem Leben gelernt und möchte dir heute davon erzählen.

Schon als ich sehr jung war, hatte ich einen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich. Die dauernden, oft sehr starken, Schmerzen führten irgendwann dazu, dass ich unbemerkt in eine gebückte Haltung fiel. So oft es ging blieb ich zu Hause und entlastete meinen schmerzenden Rücken dadurch, dass ich keinen BH anzog. Da ich zu den Frauen gehöre, die eine große Cup-Größe tragen, sah das natürlich entsprechend aus. „Verschlabbert“ wie wir zu Hause sagten. Irgendwann übertrug sich das auf mein Inneres. Ich fragte mich, ob ich noch etwas wert bin und wozu ich überhaupt da bin, wenn ich meine Arbeit nicht mehr tun konnte. Die Folge davon war, dass ich manchmal haltlos weinen musste.

Haltung annehmen nach Außen

Wenn ich aber Termine außer Haus wahrzunehmen hatte oder Besuch kam, reagierte ich ganz anders. Ich nahm mir viel Zeit, mich von unten nach oben korrekt anzuziehen. Angefangen beim BH achtete ich genau auf jedes Detail. Bevor ich dann die anderen Menschen begrüßte straffte ich mich innerlich. Ich wollte nicht, dass man mir die Schmerzen ansah. So richtete ich mich auf, schob die Schultern zurück und erhob den Kopf. Tief im Inneren hörte ich noch meines Vaters Stimme, der mir sagte: „Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist“. Immer noch spürte ich dadurch seine Liebe und Wertschätzung zu mir. Mit diesem Hintergrund konnte ich eine aufrechte Haltung annehmen und meinem Gegenüber gerade in die Augen schauen.

Für manche Außer-Haus-Termine oder Besucher musste ich meine letzten Reserven mobilisieren. Und kaum war der Besucher weg oder ich wieder zu Hause, dann ließ ich mich und alle Kleidung fallen und nahm wieder die gebückte Haltung ein. In meinem Leben gab es Zeiten, in denen ich Besuche oder Termine auf ein Minimum reduzierte. Trotz meiner Schmerzen Haltung zu bewahren, das ging an meine Substanz. So lag ich oft und ruhte aus.

Innere Zweifel überwinden

In dieser Zeit der Stille für mich selbst lernte ich, woher mein Selbstwert kommt. Ich erkannte, dass meine Haltung von innen kommt und nach außen geht. Um im Bild der Kleidung zu bleiben: Beim BH fängt es an und endet beim Hut, wenn ich diesen als letztes anziehe. Irgendwie blieb mein Fokus auf dem BH hängen und ich beschäftigte mich mehr damit. Ich stellte fest: Vielen Frauen geht es genau so. Von nun an ging mir das Thema BH im Allgemeinen und Dessous im Besonderen nicht mehr aus dem Kopf. Allmählich entstand daraus die Idee zu meinem Blog.

Wie ist das bei dir? Bist du auch eine Frau, die irgendwann einmal, eine gebückte Haltung angenommen hat? Wenn du feststellst, dass du nur noch in Ausnahmefällen einen richtig guten BH trägst, ist es Zeit, über deinen Selbstwert nachzudenken.

Ich möchte an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Anna Koschinski weitergeben. Sie hat mich ermutigt, etwas ganz persönliches über meine Haltung zu schreiben. So ist dieser Beitrag für ihre Blogparade entstanden.