Meine innere und äußere Haltung
Bleibender Selbstwert kommt von innen und zeigt sich in Haltung. Das habe ich in meinem Leben gelernt und möchte dir heute davon erzählen.
Schon als ich sehr jung war, hatte ich einen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich. Die dauernden, oft sehr starken, Schmerzen führten irgendwann dazu, dass ich unbemerkt in eine gebückte Haltung fiel. So oft es ging blieb ich zu Hause und entlastete meinen schmerzenden Rücken dadurch, dass ich keinen BH anzog. Da ich zu den Frauen gehöre, die eine große Cup-Größe tragen, sah das natürlich entsprechend aus. „Verschlabbert“ wie wir zu Hause sagten. Irgendwann übertrug sich das auf mein Inneres. Ich fragte mich, ob ich noch etwas wert bin und wozu ich überhaupt da bin, wenn ich meine Arbeit nicht mehr tun konnte. Die Folge davon war, dass ich manchmal haltlos weinen musste.
Haltung annehmen nach Außen
Wenn ich aber Termine außer Haus wahrzunehmen hatte oder Besuch kam, reagierte ich ganz anders. Ich nahm mir viel Zeit, mich von unten nach oben korrekt anzuziehen. Angefangen beim BH achtete ich genau auf jedes Detail. Bevor ich dann die anderen Menschen begrüßte straffte ich mich innerlich. Ich wollte nicht, dass man mir die Schmerzen ansah. So richtete ich mich auf, schob die Schultern zurück und erhob den Kopf. Tief im Inneren hörte ich noch meines Vaters Stimme, der mir sagte: „Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist“. Immer noch spürte ich dadurch seine Liebe und Wertschätzung zu mir. Mit diesem Hintergrund konnte ich eine aufrechte Haltung annehmen und meinem Gegenüber gerade in die Augen schauen.
Für manche Außer-Haus-Termine oder Besucher musste ich meine letzten Reserven mobilisieren. Und kaum war der Besucher weg oder ich wieder zu Hause, dann ließ ich mich und alle Kleidung fallen und nahm wieder die gebückte Haltung ein. In meinem Leben gab es Zeiten, in denen ich Besuche oder Termine auf ein Minimum reduzierte. Trotz meiner Schmerzen Haltung zu bewahren, das ging an meine Substanz. So lag ich oft und ruhte aus.
Innere Zweifel überwinden
In dieser Zeit der Stille für mich selbst lernte ich, woher mein Selbstwert kommt. Ich erkannte, dass meine Haltung von innen kommt und nach außen geht. Um im Bild der Kleidung zu bleiben: Beim BH fängt es an und endet beim Hut, wenn ich diesen als letztes anziehe. Irgendwie blieb mein Fokus auf dem BH hängen und ich beschäftigte mich mehr damit. Ich stellte fest: Vielen Frauen geht es genau so. Von nun an ging mir das Thema BH im Allgemeinen und Dessous im Besonderen nicht mehr aus dem Kopf. Allmählich entstand daraus die Idee zu meinem Blog.
Wie ist das bei dir? Bist du auch eine Frau, die irgendwann einmal, eine gebückte Haltung angenommen hat? Wenn du feststellst, dass du nur noch in Ausnahmefällen einen richtig guten BH trägst, ist es Zeit, über deinen Selbstwert nachzudenken.
Ich möchte an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Anna Koschinski weitergeben. Sie hat mich ermutigt, etwas ganz persönliches über meine Haltung zu schreiben. So ist dieser Beitrag für ihre Blogparade entstanden.
Liebe Edith,
mit Deinem Blick auf „Haltung“ hast Du mich sofort angesprochen. Ich kann mich gut daran erinnern, als Jugendliche und junge Erwachsene nach Außen aus Scham keine Haltung gezeigt zu haben. Gründe dafür war eher das zu Wenig als das zu Viel. Dies zu akzeptieren und in meine Haltung zu kommen hat viele Jahre gedauert.
Liebe Grüße
Margaretha
Liebe Margaretha,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, es dauert oft viele Jahre, bis man sich als Frau annimmt. Das hängt immer damit zusammen, dass man auch seinen Körper akzeptiert. Was daraus resultiert, ist an unserer Haltung zu erkennen.
Edith
Liebe Edith, sehr spannend, wie ich beim Lesen des Abschnittes über das Aussen, mich sofort aufgerichtet habe. Irgendwie bin ich mir grad „ertappt“ vorgekommen ;-). Ein wirklich interessanter Zugang zum Wort Haltung. Vielen Dank für diesen sehr persönlichen Einblick. Ich werde wohl noch einen Moment darüber nachdenken.
Liebe Grüsse Karin
Liebe Karin,
ich freue mich, dass dich mein Beitrag zum Nachdenken gebracht hat. Wenn du darüber reden willst, weißt du ja, wie du mich findest.
Edith
Liebe Edith,
danke, dass du bei meiner Blogparade dabei bist – und wow, was für ein Artikel! Ja, ich denke wirklich, es geht vielen Menschen so, dass sie Dinge, die nicht sofort sichtbar sind, nicht so wichtig nehmen. Dazu gehören natürlich auch Gefühle und Ängste und Werte. Und das als Bild mit der Unterwäsche herauszuarbeiten, finde ich einen sehr interessanten und guten Zugang. Danke für deine Perspektive und deine Offenheit und ganz liebe Grüße zu dir
Anna
Vielen Dank liebe Anna.
Als ich deinen Beitrag zur Haltung gelesen habe, hat das in mir einen Prozess in Gang gesetzt. Ich bin froh, dass ich das zugelassen habe. Gerade bei dem Thema Dessous ist das eine große Hürde. Es ist eines der intimsten Dinge, die es für mich als Frau gibt.
Edith