Er zieht die knarzende Dachbodentreppe herunter und steigt dann hinauf. Warum nisten die Vögel auch an so einer ungeschickten Stelle? Die Nachbarin sagte ihm: „Wenn Sie da nichts gegen machen, werden Sie die nicht mehr los.“ Nur hat sie ihm nicht gesagt, was er dagegen machen könne. Und wie soll er ein Nest entfernen, das zwischen Photovoltaikplatten und Dachziegeln steckt? Von außen ist nicht dran zu kommen. Eine sinnvolle Lösung ist ihm noch nicht eingefallen.
Mit einem tiefen Seufzer erklimmt er die letzte Stufe und zieht den Kopf ein. In der Mitte kann er noch gerade stehen. Wenn er aber einen Schritt nach rechts oder links macht, wird es eng. Unwillkürlich streicht er sich mit der rechten Hand über das Haar und entfernt die Spinnweben, die sich darin verfangen haben.
Tapp, tapp, tapp, tapp, tapp. Er hört sie durch die Ziegel über das Dach trippeln. Mit einem Ruck öffnet er die vordere Dachluke und schaut nach draußen. Noch nicht mal einen Meter entfernt steht sie und schaut ihn mit schwarzen Knopfaugen an. So eine Hakennase habe ich ja noch nie gesehen. Mit einer Handbewegung versucht er, sie zu verscheuchen. Da dreht sie sich um und stolziert den First entlang Richtung Gibel auf der anderen Seite.
Warte du! Er zieht den Kopf ein, schleicht an die hintere Dachluke und öffnet auch diese. Ein Blick hinaus und die Hakennase wird sichtbar. Sie sieht ihn an, dreht sich um und stolziert in die andere Richtung. Aha. Jetzt bist du wieder dort. Warte. Ich komme auch. Er geht wieder zur vorderen Dachluke. Ein Blick nach draußen und was ist dort? Die Hakennase! Na, du. Aber jetzt! Noch bevor er etwas machen kann, dreht sie sich um und nimmt ihren Weg auf dem First wieder auf.
Dieses Mal ist er schneller, denn die mit der Hakennase ist noch nicht da, als er zur hinteren Dachluke rausschaut. Wie sie ihn entdeckt dreht sie wieder um und trippelt zurück. Er auch. Nur nicht auf dem Dach, sondern darunter. Sie: umdrehen und zurücktrippeln, er: zurück zur anderen Dachluke. Es ist wie ein Spiel zwischen ihr und ihm. Die Hakennase scheint daran Spaß zu haben. Wie lange willst du mich eigentlich noch veräppeln? Er bleibt stehen und beobachtet sie. Da hebt sie den Schwanz, lässt eine Hinterlassenschaft fallen und trippelt auf der anderen Dachseite hinunter.
Weg ist sie. Zumindest für heute. Solange, bis er eine Lösung für sein Problem gefunden hat, wird es wohl so bleiben. Doch eins weiß er sicher:
Es ist besser, einen Spatz in der Hand zu haben, als eine Taube mit Hakennase auf dem Dach.
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Hast du auch schon mal ein skurriles Erlebnis mit einem Vogel gehabt? Schreib mir doch gerne einen Kommentar.