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Hähnchenschlegel

Ich pfeife leise vor mich hin. Heute ist Sonntag. Unsere Flitterwochen liegen noch nicht lange zurück. In unserer ersten eigenen Wohnung ist alles neu. Es riecht alles noch so frisch. In der kleinen Kochniesche blitzt noch alles und die Küchengeräte warten auf ihren ersten Einsatz.

Für uns zwei Verliebte habe ich je einen Hähnchenschlegel besorgt. Das soll es zusammen mit Kartoffelpürree und Gemüse heute zum Mittag geben. Aus Erfahrung weiß ich, dass zeitlich die Hänchenschlegel am längsten dauern. Also einfach ein bisschen salzen und würzen und dann in den Backofen mit entsprechender Temperatur.

Aber oweia. Es gibt in der kleinen Küche keinen Backofen. Nur zwei Herdplatten und eine Mikrowelle. Wie mache ich das jetzt mit den Hähnchenschlegel? Das muss doch eigentlich genau so gehen, wie damals zu Hause im Backofen. Hmmm. Im Elternhaus gab es keine Mikrowelle, an der ich hätte lernen können, wie es geht. Egal. Sei es drum. In einer Stunde müssen die Hähnchenschlegel auch in der Mikrowelle gar sein.

Ich schalte an und pfeife weiter. Das wird schön, wenn ich als frisch gebackene Ehefrau meinem Mann das Essen servieren kann. Ich sehe es schon vor mir. Ein leckeres Hähnchenstück auf goldgelbem Kartoffelpürree und buntem Gemüse. Schließlich habe ich ja bei meiner Oma kochen gelernt und bin auf keinen Fall eine blutige Anfängerin, so wie manche andere junge Frau. So ein einfaches Gericht muss doch gut werden. Das ist schließlich nicht schwer.

Mit flinken Händen bereite ich das Gemüse zu und schaue ab und zu einmal in das Türglas der Mikrowelle. Das wird gut. Im Geiste klopfe ich mir auf die Schultern und werkle weiter. Irgendwann zieht ein komischer Geruch durch die kleine Küche. Das riecht wie fertig gegartes Hähnchen. Aber es ist doch erst maximal eine halbe Stunde vorbei. Das kann noch nicht fertig sein!

Ich hole zwei nette Servietten aus dem Schrank und fange an, den Tisch zu decken. „Du Lieber, was magst du gerne trinken? Ich bin demnächst fertig mit den Essen.“ „Egal. Mach was du willst.“ Der Liebe sitzt in der Sofaecke und liest. „Sag mal, was riecht denn da so?“ Er zieht die Nase nach oben. „Ach. Das werden die Hähnchenschlegel sein. Die sind demnächst fertig. So ungefähr in 10 Minuten. Dann können wir essen.“

„Bing“ macht die Mikrowelle und ich weiß, dass die Stunde jetzt um ist und die Hähnchenschlegel fertig sind. Ich öffne und kann erst einmal nichts erkennen. „Autsch!“ Ich ziehe meine Finger zurück. Hätte ich doch die Handschuhe zum Anfassen angezogen. Es brennt wie Feuer. Schnell unter kaltes Wasser und den Schaden so gering wie möglich halten. Dann zweiter Versuch. Ich nehme die Hähnchenschlegel aus der Mikrowelle und sehe die Bescherung. Noch nicht zu 100 Prozent schwarz, aber durch und durch hart. Nach dem Schreck der Verbrennung sitzt mir jetzt ein Kloß im Hals. So habe ich mir das nicht vorgestellt.

Ich versuche das Kartoffelpürree und das Gemüse so nett wie möglich auf den Teller zu drappieren. Geht doch. Aber die Hähnchenschlegel!? Wie sehen die aus!? Ich habe Hunger und traue mich fast nicht, die Teller auf den Tisch zu stellen. „Kommst du?“ Mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen bitte ich den Lieben zu Tisch. Er lässt nicht lange auf sich warten. Sein Blick fällt auf den gedeckten Tisch. „Wie hast du das nur gemacht?“ Sein Entsetzen ist nicht zu überhören.

Da bricht der Damm und meine Tränen rollen wie Sturzbäche über meine Wangen. Ich kann es nicht mehr sehen. Auch die Tür zum Badezimmer fast nicht, hinter der ich mich verkrieche und die ich trotzig verschließe. „Voll versemmelt!, klagt mich meine innere Stimme an. „Nichts mit perfekter Haus- und Ehefrau und so. Totale Versagerin.“ Es dauert lange, bis ich alle vorhandenen Tränen ausgeweint habe.

Der Liebe sitzt am Tisch und verspeist genüsslich was auf dem Teller ist. Alles. Bis auf die Knochen. Dann kommt er an die Badezimmertür und klopft. Ich öffne langsam und traue mich gar nicht, ihm in die Augen zu schauen. Ich kuschle mich nur an seine Brust. „Schau mal. Es ist alles aufgegessen. Und es hat ganz besonders geschmeckt. Wie hast du das nur gemacht?“

Endlich setze auch ich mich an den Tisch und sättige mich an meinem Essen. Und als das letzte Krümel in meinem Bauch ist, sind auch die missratenen Hähnchenschlegel nicht mehr so schlimm.

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Ist dir beim Kochen auch einmal ein Malheur passiert, das verheerende Folgen hatte? Schreib es mir doch gerne in einem Kommentar.

Dieser Beitrag entstand in der Blognacht mit Anna beim gemeinsamen Schreiben mit einigen anderen Bloggern und Bloggerinnen. Vielen Dank für die nette Schreibgesellschaft.