Die fast erblindete Maartje hält die Postkarte von Helgoland in ihrer Hand. Hier in der grauen Stadt am Meer fühlt sie sich nur mäßig wohl. Ihr Zuhause ist Helgoland. Dort wo die Lange Anna wie ein roter Pfahl fast 50 Meter direkt aus dem Nordseewasser ragt. Dort, wo tausende von Basstölpeln in der steilen Felswand nisten. Tief in sich hört sie noch das laute Gekreische und Geschnatter der großen Möwenvögel.
Maartje hält sich die Karte nahe an die Augen. Millimeter für Millimeter bewegt sie sie von rechts nach links. Da sind die Hummerbuden mit ihren bunten Fassaden und der weithin sichtbare Leuchtturm. Auch das James-Krüss-Museum ist abgebildet. Maartje weiß wie es dort aussieht und kennt auch die schöne Geschichte von Timm Thaler. Jede Kleinigkeit auf der Postkarte bringt ihr die Heimat ins Herz.
Ganz links auf der Karte ist ein Bild vom Hafen und dem Inselbähnchen. Und da ist das Schild. Sie weiß dass dort der § 50 aus der StVO zitiert ist. Sie verzieht ihre Mundwinkel zu einem schadenfreudigen Lächeln. Ihre Gedanken gehen zurück in ihre aktive Zeit.
Damals war alles auf Umbruch und Neuaufbau fixiert. Sie nicht. Sie war schon immer eine Querulantin. Ihr größter Wunsch war es, ihre Heimat Helgoland so zu erhalten, wie es immer war. Das war der Grund, warum sie in die konservative Partei eintrat. Als sie dann noch in die kommunale Politik gerufen wurde, passte das damals ganz gut ihr Lebenskonzept. Nur wie dann ausgerechnet der Gesetzesentwurf für die Straßenverkehrsordnung auf ihren Tisch kam, das war ihr bis heute ein Rätsel. Aber es war so. Und als die Verordnung dann gültig wurde, war es sogar genau die Formulierung, die sie vorgeschlagen hatte.
Maartje legt die Karte auf das Tischchen vor sich zurück und lacht leise in sich hinein. „Ich werde gehen. Aber ich habe meine Spuren hinterlassen. Auch wenn ich schon lange nicht mehr da bin und niemand mehr etwas von mir weiß. Helgoland wird immer etwas Besonderes bleiben.“
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Wie hinterlässt du deine Spuren im Leben? Ich freue mich, wenn du es mich in einem Kommentar wissen lässt.
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P.S. Vielen Dank an den Fotografen © Martin Elsen und dem Helgoland Tourismus-Service für die freundliche Überlassung des wunderschönen Fotos der Langen Anna.