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Zusammen mit Eltern und Geschwister ging es dieses Mal zu einer Familienfreizeit nach Adelboden in der Schweiz. Ich war noch nicht sehr lange in die Teenagerzeit eingetreten und war zum ersten Mal verliebt. Bei einem größeren Event hatte ich ihn vor ein paar Monaten gesehen. Er war mit Gitarre auf der Bühne gestanden und hatte ein Lied gesungen. Ich war dahingeschmolzen bei seiner samtweichen Stimme. Und jetzt wusste ich, dass ich ihn bei dieser Familienfreizeit näher kennenlernen konnte. 14 Tage lang hatte ich die Chance, denn so lange würde die Freizeit dauern.

In dem großen Chalet, in dem wir unsere Zimmer bezogen, waren die Schlafräume für Jungs und Mädchen natürlich getrennt. Jungs links und Mädchen rechts. Dazwischen ein langer Flur und das Zimmer einer Aufsichtsperson. Ich schlief nicht im Schlafsaal, sondern im Familienzimmer, das ich mit Eltern und Geschwistern teilte. Es war ganz oben unter dem Dach und hatte ein Fenster bei dem man hervorragend sehen konnte, wer zur Haustür ein- und ausging. Andersherum ging das allerdings nicht.

Am Anreisetag trafen so nach und nach alle Familien ein. Die Väter fuhren mit den mehr oder weniger dicken Familienautos vor und die Mütter samt Kindern entstiegen der Beifahrertür. Als mein Schwarm einem Auto mit Stern* entstieg, stand ich gerade am Fenster im Familienzimmer, wo niemand meinen offenen, staunenden Mund sah und keiner die Schmetterlinge im Bauch bemerkte.

Eine Familie jedoch fiel auf. Da brachte der Papa seine zwei Töchter und fuhr dann wieder weg. Die größere von beiden wirkte fast wie eine Gouvernante, obwohl sie noch keine 20 Jahre alt war. Die kleinere war mir auf den ersten Blick sympathisch. Diese beiden durften in dem großen Schlafsaal ihre Betten beziehen.

Abends war Vorstellungsrunde und ich merkte mir gleich die wichtigsten Namen**. Ronald hieß er und das sympathische Mädchen mit den blaugrünen Augen in meinem Alter, war Susi. Bevor ich einschlief überlegte ich mir, wie ich am besten auf mich aufmerksam machen könnte.

Die Gelegenheit, sich besser kennen zu lernen, kam schnell. Susi sagte mir gleich am nächsten Tag ganz ungeniert, dass sie gerne etwas mit mir zusammen unternehmen wollte. Ihre Schwester sei zu alt für sie. Und zu langweilig. Von dem Moment an waren wir überall gemeinsam anzutreffen. Bei den Mahlzeiten, bei den gemeinsamen Themenstunden, bei den Wanderungen und sonstigen Ausflügen. Wir hatten uns gefunden und unsere Plappermäulchen standen nicht still.

So wusste Susi natürlich innerhalb kürzester Zeit, dass sich mein angebetener Schwarm ebenfalls auf dieser Freizeit befand. Zuerst hatte ich ein bisschen Bedenken, dass sie ihn mir ausspannen würde, aber da hatte ich mich getäuscht. Im Gegenteil. Sie hatte die wunderbarsten und absurdesten Ideen, wie sie Ronald auf mich aufmerksam machen könnte.

Da war zum Beispiel die Wanderung in die Berge. Viele Andere aus der Freizeit begleiteten uns. Und aus meiner Sicht war es nicht möglich, ungesehen mit ihm sprechen zu können. Aber Susi machte es möglich. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, aber plötzlich war ich mit Ronald alleine. Und dann brachte ich kein Wort heraus. Nur in seine himmelblauen Augen konnte ich für einen Augenblick schauen.

Zweiter Versuch: Wasserbomben werfen. Von oben aus unserem Familienzimmer aus. Der Nervenkitzel, von meinen Eltern erwischt zu werden war hoch. Doch Susi versprach, Schmiere zu stehen. Acht Luftballons hatten wir mit Wasser gefüllt und ich sollte sie nur noch zur richtigen Zeit nach unten fallen lassen, wenn er aus der Tür kam. Acht Versuche. Aber alle versemmelt. Immer kam jemand anderes aus der Tür. Und als Ronald kam, hatte ich keine Munition mehr. Ich war so enttäuscht. Aber Susi hatte noch ein paar andere Ideen.

Mein Angebetener schlief im Jungenschlafsaal und Susi wusste, dass er abends als Erster ins Zimmer ging. Also schnappten wir eine Tube Zahncreme und beschmierten die Türklinke von unten damit und zwar so, dass es ihn treffen würde. Leider wurden wir beide von jemand in ein Gespräch verwickelt und haben nie erfahren, ob es geklappt hatte.

Aber Susi hatte immer neue Geistesblitze. Ideen, um Dummheiten zu machen, gingen ihr nicht aus. Vom Zusammennähen von Ärmeln und Füßen bei den Schlafanzügen der Jungs, war ich aber nicht so ganz begeistert. Nähen war nämlich noch nie meine Stärke. Aber mit ihr zusammen hat es Spaß gemacht, auch wenn wir an diesem Nachmittag auf den gemeinsamen Ausflug verzichteten.

Als sich die Jungs am nächsten Tag über diese Ungehörigkeit lang und breit unterhielten, mussten wir uns schnell zurückziehen. Hinter einer verschlossen Tür haben wir Tränen gelacht, geprustet und uns die Bäuche gehalten.

Dann waren die 14 Tage fast zu Ende. Nur noch eine mehrstündige Fahrt auf dem Thunersee stand auf dem Programm. Fast alle Familien machten vollzählig den Ausflug mit. Irgendjemand hatte die Idee, für alle Teilnehmer der Freizeit einen Vierzeiler zu dichten und auf die Melodie von „eine Seefahrt die ist lustig…“ zu singen. Die Poeten hatten viel Spaß und als am Abend jeder sein Verschen vorgesungen bekam, war auch für mich eins dabei. Es lautete:

Blaue Augen, krauser Sinn, stecken in der Edith drin,

denn sie ist ja allezeit gern zu einem Streich bereit.

Hollahi, hollaho …

Wer hatte da wohl etwas bemerkt? Ich habe es damals mit Humor genommen und finde, dass es immer noch ein bisschen passt. Denn ganz manchmal sitzt mir auch heute noch der Schalk im Nacken.

Susi ist meine beste Freundin geblieben. Gerne kramen wir in unserer Erinnerungskiste, wenn wir uns mal wieder treffen. Für Ronald hatte ich ein bisschen Liebeskummer, als ich merkte, dass es da noch mehr Mädchen gab, die sich für ihn interessieren. Er aber ist schon sehr lange für immer aus meinem Gesichtskreis verschwunden.

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Hast du auch eine beste Freundin, mit der dich etwas Besonderes verbindet? Schreib es mir doch gerne in einem Kommentar.

*Mercedes

**Namen zum Schutz der Persönlichkeiten geändert.