Das Tabu-Thema „Unterwäsche“
Ist es dir auch schon aufgefallen, dass wir Frauen über Gott und die Welt und alles was dazwischen ist, miteinander reden können? Nur ein Thema gibt es, über das wir uns nicht gerne unterhalten. Das ist unsere Unterwäsche. Der Focus bei unseren Frauengesprächen liegt auf dem Augenscheinlichen. Wir mögen Dinge, die wir sehen, oder meinen zu sehen und deshalb bilden wir uns ein, das irgendwie auch beurteilen zu können. Dass dadurch wir selbst und so mancher Mensch in unserem Umfeld in eine Schublade gepackt werden, das merken wir gar nicht.
Faule Kompromisse
Bei den Dingen, die man nicht so offenkundig sieht, machen wir oft faule Kompromisse. Den Satz: „Ach das ist nicht so schlimm, das sieht man ja nicht“, hast du bestimmt irgendwann schon einmal gehört oder sogar auch selbst gesagt. Damit wird ausgesagt: Was verdeckt ist, ist nicht wichtig. Und doch beeinflusst gerade das, was man nicht sieht, unser Leben. So wie jene längst verstorbene Frau, die ihren Vorgarten tiptop in Ordnung hielt, aber mit ihren bösen Worten jedem Menschen in ihrem Umfeld das Leben zur Hölle machte.
Faule Kompromisse machen wir Frauen oft auch im Bereich unserer Unterwäsche. Weil man es nicht sieht, tolerieren wir bei unseren BHs Cups, die zu klein oder zu groß sind, Verschlüsse die hinten nach oben gezogen sind, oder Druckstellen, die sich am Ende eines Tages zu roten Flecken verstärkt haben und noch manches andere.
Warum tun wir das? BH und Slip sind so intime Kleidungsstücke, dass sie direkt auf unserer Haut sind. Jeder Körperausfluss und jede Perspiration ist in diesen Kleidungsstücken zu sehen oder zu riechen. Aber genau das wollen wir nicht. Es ist nicht schick, das Natürliche zu zeigen. Lieber verschwinden wir in der Masse. Am besten in dem wir tun, was alle tun. Davon lebt Mode. Ob das nun im Kleidungs- Schmuck- oder Parfümsektor ist. Es ist das Ergebnis dessen, dass wir nach außen scheinen wollen wie alle anderen.
Darunter = Dessous
Es ist deshalb sehr wichtig, was man darunter trägt. Denn:
Man sieht zwar nicht, was du darunter trägst, aber man sieht, wie wohl du dich darin fühlst.
Das Organ, das meine Gefühle wahrnimmt ist meine Haut. Bevor ich einen BH oder einen Slip anziehe, bin ich ganz nackt. Ich muss also meiner Nacktheit quasi ins Auge schauen. Und das was ich sehe, gefällt mir oft nicht. Geht es dir auch so, dass du immer etwas findest, das dich an dir stört? Da ist vielleicht der Hängebusen, der Bauchspeck oder Falten, und so weiter. Ich habe jedenfalls noch keine Frau kennen gelernt, die im nackten Zustand von sich begeistert ist. Und wenn doch, dann denkt man sich das bloß. Noch nicht mal vor den Ohren der besten Freundin redet man begeistert vom eigenen Körper. Der Tenor, den ich in Frauengesprächen höre ist der, dass sie nicht mit sich zufrieden ist.
Ich bin zufrieden
Mein Körper und wie er gemacht ist, ist eine gegebene Tatsache. Ich möchte lernen, diesen Körper nicht in schlechte und gute Zonen einzuteilen. Ich möchte jeden Bereich gut behandeln, ob es nun mein Gesicht ist, die Haut unter der Brust oder etwas anderes. Ich möchte ein JA finden zu meinem ganzen Körper. Wenn ich mir das bewusst mache, dann brauche ich bei meiner täglichen Unterwäsche keine faulen Kompromisse mehr machen.
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