Bin ich hier richtig?

links fahren

Das ist eine Frage, die ich mir manches Mal stelle. Vor allem dann, wenn ich ein unsicheres Gefühl habe und wenn ich mich nicht so richtig wohl fühle. Heute hat Anna diese Frage als Impuls im Rahmen der #Blognacht gestellt. Beim Nachdenken über den Impuls habe ich festgestellt, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass ich mir diese Frage gestellt habe. Öfter sogar. Nämlich bei meiner letzten größeren Reise mit dem Auto.

Beim Autofahren ist Konzentration angesagt

Volle Konzentration. Meine Augen achten auf alles, was rund herum geschieht. Als Fahrerin eines großen Autos muss ich darauf achten, was die Mitarbeiter der Fährlinie anzeigen. Zusammen mit hunderten von anderen Fahrern, werde ich in den nächsten Minuten den Rumpf des Schiffes verlassen. Draußen ist es noch dunkel.

„Am besten fährst du hinter den anderen her“, denke ich, und reihe mich in die Autoschlange vor mir ein. Es gibt allerdings sowieso keine andere Wahl aus dem Hafengelände heraus zu kommen. Da gibt es plötzlich vor mir zwei Autoreihen. Wohin jetzt? Bin ich hier richtig? Sechs Zollbeamte stehen an einem großen Tor. Einer davon winkt mich nach ganz rechts. Was ist denn nun los?

Zollkontrolle

Autoscheiben runterlassen und Anweisungen annehmen. Ich tue mir ein bisschen schwer, die mir nicht ganz so geläufige Sprache in meinem Kopf zu übersetzen. Die regelmäßige Praxis dazu hatte ich schon lange nicht mehr. Und der Zollbeamte spricht so undeutlich. Aha. Jetzt habe ich es verstanden. Es heißt: „Motorhaube und Kofferraum aufmachen.“ Wie bitte? Ich schmuggle doch keine Menschen! Die würden doch sowieso nicht unter die Motorhaube passen. Und zu heiß wäre es dort auch. Vielleicht gibt es ja Leute, die das machen. Aber ich kann so nicht denken. Habe dazu überhaupt keine Fantasie.

Endlich werde ich von den Zollbeamten entlassen. Ein Seufzer der Erleichterung kommt tief aus meiner Brust. So. Wo fahre ich jetzt weiter? Es sind keine Autos mehr vor mir, denen ich nachfahren könnte. Gott sei Dank wird es heller. Die Sonne geht langsam auf. Auf der Straße stehen Hinweise. Schilder gibt es auch. Aber die sind so klein, dass ich sie beim Vorbeifahren fast nicht erkenne. Komisch. Bin ich hier überhaupt richtig?

Straßenatlas oder Navi

Laut meinem Routenplan muss ich nach Norden fahren. Aber zuerst einmal etwas in Richtung Westen. Doch wie lange? Ich hab doch vorher auf der Karte geguckt, damit ich die Orientierung nicht verliere! Wo bin ich jetzt hier? Bin ich hier richtig? Und wo kann ich anhalten? Ich muss auch mal müssen! In mir wird überall der Druck größer. Meine Konzentration lässt nach. Und dann endlich das Zeichen für eine Toilette gleich an der Autobahn. Wäre es eine normale Straße gewesen, hätte ich ja auch einfach am Straßenrand anhalten können. …

So. Ich bin erleichtert. Inzwischen hat sich auch das Navi endlich auf das andere Land umgestellt. Da kann ich jetzt einfach danach fahren, was mir die Stimme sagt. Gut. Nicht so ganz. Ich sollte schon selbst auf die Schilder achten.

Ups. Was ist denn das schon wieder? Das Navi zeigt an, dass ich auf einer grünen Wiese fahre. Bin ich hier richtig, oder soll ich auf das hören, was die Navi-Stimme sagt? Nein, ich bleibe besser auf meiner Strecke. Scheint ein neuer Autobahnabschnitt zu sein, den das Navi noch nicht kennt.

Ungefähr drei Stunden später bin ich am Ziel. Die Sonne scheint, es ist hell und ich kann alles erkennen. Trotzdem frage ich mich immer wieder: Bin ich hier richtig? Diese Frage werde ich mir während meines Aufenthaltes noch oft stellen. Erst auf dem europäischem Festland werde ich wieder damit aufhören. Es ist für mich schon ein komisches Gefühl, mit einem europäischen Auto auf Englands Straßen unterwegs zu sein.

Warst du auch schon in England mit deinem deutschen Auto unterwegs und kennst dieses Gefühl? Schreib es mir doch gerne in einem Kommentar.

4 Kommentare
  1. Falk
    Falk sagte:

    Schöner Artikel liebe Edith. Beim Lesen hab ich mich gefragt, wo du bist. Bin ich mit meinen Gedanken im richtigen Land? Wie passend zu dem Thema. Das hat mich bis zum Ende dran bleiben lassen. Schönes Storytelling. Da wir uns schon oft online begegnet sind, hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass du mir die Geschichte erzählst. Ich konnte dich hören, das mag ich. 🙂
    Viele Grüße
    Falk

    Antworten
    • Edith Leistner
      Edith Leistner sagte:

      Danke Falk. Seit ich angefangen habe, Geschichten zu erzählen, kann ich nicht mehr aufhören. Wenn du mehr von mir hören möchtest, hast du auch die Möglichkeit, dich in meinen Newsletter einzutragen.

      Wir sehen, lesen oder hören uns.
      Edith

      Antworten

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  1. […] und konzentriert sitzt mein Mann am Steuer. Die Autobahn ist wie immer am Freitagnachmittag ziemlich voll. Das Radiogeräusch plätschert leise […]

  2. […] Edith Leistner ist in ihrem Text mit dem Auto in einem fremden Land unterwegs und fragt sich: Bin ich hier richtig? […]

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