Wo ich mich zu Hause fühle

Wo ich mich zu Hause fühle

Als Kind

Die schweren Vorhänge vor den Fenstern sind zugezogen. Draußen ist es schon dunkel. Es gilt die Regel: Lass die Welt draußen, wenn du deine Ruhe haben willst. Mein Papa sitzt auf dem weinroten Sessel, der zum Polstermöbelensemble gehört. Er hat mich zu sich auf seinen Schoß gezogen und redet zu mir mit erhobenem Zeigefinger. Ich drehe meinen Fuß und schaue auf meine Fußspitzen. „Hast du mich verstanden?“ Mein Papa nimmt mein Kinn zwischen seine Finger und dreht mein Gesicht zu sich um. Sein Blick in meine Augen ist zwar streng, aber liebevoll. Ich nicke. Obwohl ich gerade eine Zurechtweisung bekommen habe, fühle ich mich geliebt. Ich kuschle mich in Papas Arme und reibe mein Gesicht an dem seinen. Sein Dreitagebart kratzt ein bisschen. Aber das ist nicht schlimm. Auf Papas Schoß fühle ich mich geborgen und zu Hause.

Als Mutter

Die Fensterläden sind herunter gelassen. Draußen ist es schon dunkel. Eben habe ich meine abendiche Runde durch Haus gemacht und jeder von meinen vier Mädchen „Gute Nacht“ gesagt. Jede hat ein bisschen Zeit bekommen, um von ihren Erlebnissen des Tages zu berichten. Jetzt ist es ruhig im Haus. Die zwei „Kleinen“ schlafen und die „Großen“ stecken noch ihre Nase in Bücher. Ich lasse mich auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder und lege die Beine hoch. Mein Blick fällt auf die noch zusammen zu legende Wäsche. Ich greife danach und mache meine letzte Tagesarbeit fast automatisch. Dieses Haus hier hat mein Mann für mich und die Kinder gekauft. Seit wir eingezogen sind, ist es voller Leben. Freude und Leid, Lachen und Weinen wechseln in seinen Mauern manchmal von einem Augenblick auf den anderen. Mitten in dieser Lebendigkeit fühle ich mich zu Hause.

Als Seniorin

Die Sonne hat eben im Westen die letzten Strahlen über das Meer geschickt. Zusammen mit meinem Mann gehe ich schweigend am Ostseestrand entlang. Ich habe mich an seinem Arm eingehakt und spüre seine Nähe. Unsere Schritte knirschen leise im Sand. Dann bleiben wir stehen und schauen auf das Meer hinaus. Die Wellen kommen und gehen in ihrem ewigen Rhythmus. Der Sturm hat sich gelegt und die aufgepeitschte See ist zur Ruhe gekommen. Die Dämmerung nimmt langsam zu. Nacht senkt sich auf die Erde und die Stille auf meine Seele. Im Hier und Jetzt, an der Seite meines Mannes am Ostseestrand, fühle ich mich zu Hause.

Meine Erkenntnis

In meinem Leben gab es schon mehrere Orte und Situationen, in denen ich mich zu Hause fühlte. Und das wird voraussichtlich so sein, bis ich einmal von dieser Erde gehen werde. Eines hat sich aber durch alles hindurchgezogen. Es ist das Gefühl der Geborgenheit. Das spüre ich besonders dann, wenn ich in mir ruhe und mit mir selbst im Reinen bin.

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Dies ist mein eigener Beitrag zur Blogparade: „Wo ich mich zu Hause fühle“.

1 Kommentar

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  1. […] Wo ich mich zu Hause fühle, das habe ich in meinem eigenen Beitrag beschrieben. Eingeteilt in meine Lebensphasen, kam ich zu dem Schluß, dass ich keinen konkreten Ort habe, an dem ich mich Zuhause fühle. Dafür aber um so mehr, wenn ich mit mir selbst im Reinen bin. […]

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