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Stoppschild

Schön war der Tag bei den Kindern. Der Motor meiner Nobelkarosse untem Hintern summt leise. Einen Finger der linken Hand habe ich am Lenkrad eingehängt. Mit der rechten Hand dirigiere ich meinen eigenen Gesang, der die laute Musik aus den Lautsprecherboxen begleitet. Bis Mitternacht ist es nur noch eine Stunde. Die werde ich ungefähr brauchen, bis ich wieder zu Hause bin.

Ich mag nächtliche Autofahrten. Da muss ich die Straße nicht mit so vielen anderen Fahrern teilen, mit deren Fahrstil ich manchmal gar nicht einverstanden bin. Aber jetzt bin ich ja auf der B-Straße unterwegs, die die Städte Berlin und Hamburg verbindet. Mein Weg führt durch Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Lange Alleen, kilometerweite Wälder. Da kommt mir sowieso nicht viel entgegen. Außer vielleicht das eine oder andere Wild. Aber da hoffe ich doch intensiv, dass es im Wald bleiben möge.

Ups. Was ist denn das?

In der Dunkelheit taucht ein rotes Licht auf. Ich gehe vom Gaspedal. Dann erkenne ich das Wort „Stopp“ das von der Kelle leuchtet, die mir ein Polizist entgegen hält.

War ich zu schnell? Diese Frage schießt mir in Sekundenschnelle durch den Kopf. Ich fahre langsam rechts ran, drehe die Musik leiser und lasse die Scheibe runter.

Der Polizist neben mir mustert mich. „So, junge Frau. Zeigen Sie mal Ihre Papiere“.

Aber klar doch. Das mache ich. Kein Problem. Ich habe immer alles beisammen. Ordnung ist das halbe Leben.

Das Kompliment „junge Frau“ geht mir runter wie Öl. Mit schon fast 40 Jahren Fahrpraxis ist man eben nicht mehr 18 Jahre alt und weiß, dass man auch nicht mehr so aussieht.

Ein zweiter Polizist tritt heran und nimmt dem ersten meine Papiere ab. Er schaut mich kurz an und entfernt sich dann in Richtung Streifenwagen. Der Dagebliebene nimmt mich ernsthaft ins Visier und fragt dann: „Sagen Sie mal, was haben Sie heute Abend getrunken?“

Mit meiner guten Laune versuche ich einen Scherz zu machen. „Also es war mindestens ein großes Glas Klar…es Wasser.“ Der Beamte in Dienst lässt sich kaum ein Lächeln entlocken.

„Na. Dann beweisen Sie mir das mal!“ Er hält mir die Tüte hin, die man beim Alkoholtests für diesen Zweck verwendet. Monoton erklärt er mir die Handhabe. Während sein Kollege mit meinen Papieren zurückkommt, puste ich kräftig in das Röhrchen. Ich bin mir ganz sicher, dass der Zeiger nicht ausschlagen wird. Schließlich weiß ich ja, was ich getrunken habe. Alkohol am Steuer war für mich schon immer tabu. Ich bin ja brav. Dazu brauche ich keine 0,8-Promille-Regelung.

Die beiden Beamten sind zufrieden mit mir und lassen mich weiterziehen. Scheibe hoch. Zurück auf der Straße drehe ich die Musik wieder auf.

Lustiges Erlebnis. Die allererste Alkoholüberprüfung seit ich Auto fahre. Nun ja. Alles ist irgendwann das erste Mal.

Ich grinse ich vor mich hin und fange wieder an zu singen. Durch diese Verzögerung werde ich es bis Mitternacht kaum nach Hause schaffen.

Meine Musik nimmt an Tempo zu. Ich auch. Nur leicht tippe ich das Gaspedal an. Aber schon zeigen sich die PS unter der Motorhaube auf der Geschwindigkeitsanzeige vor mir. So lässt sich wunderbar die Landesgrenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern überschreiten.

Hui. Wie ich durch den Wald sausen kann. Das macht richtig Spaß. Achtung, liebes Wild, bleib bitte von der Straße weg, denn das könnte dir und mir empfindlich weh tun.

Nach etlichen Kilometern bemerke ich rechts und links vereinzelt Häuser.

War da ein Ortsschild, oder kommt das erst?

Da zerreißt ein blau-weißer Blitz den Nachthimmel.

Was war das?

Nur wenige Augenblicke später sehe ich zum zweiten Mal in den letzten Minuten dieses Tages eine Kelle mit dem roten Stopp-Schild. Wieder ranfahren. Wieder die Papiere zeigen.

Der eine Kollege aus dem Polizistenteam baut sich neben meiner Fahrertür auf. Mit tiefer, kratziger Stimme sagt er: „Gute Frau! Fast doppelt so viel Geschwindigkeit wie erlaubt. Das wird teuer. Das kann ich Ihnen sagen.“ Ich zucke die Schultern.

Heute kann mir keiner mehr die gute Laune verderben.

Auch hier versuche ich einen Scherz. „Tja. So etwas passiert eben, wenn man um kurz vor Mitternacht nicht damit rechnet, dass innerhalb von wenigen Kilometern gleich zweimal ein Team von Ihnen am Straßenrand steht.“

Der Beamte verzieht keine Mine, hebt aber den Zeigefinger. „Sie sollen sich zu jeder Zeit im Straßenverkehr korrekt an die Regeln halten und nicht nur, wenn die Gefahr besteht, erwischt zu werden.“

Ich versuche noch einmal, den Polizisten aus seiner Reserve zu locken.

So humorlos kann er doch nicht sein!

„Sagen Sie mal. Ich habe bis nach Hause noch ungefähr 40 Kilometer zu fahren. Sind unterwegs auf meiner Strecke eigentlich noch mehr von Ihnen? Ich würde dann gerne rechtzeitig runterbremsen.“

Endlich sehe ich einen leichten Schalk in den Augen des Polizisten. „Also so etwas Unbelehrbares ist mir in meinem ganzen Dienstleben noch nicht vorgekommen! Ich wünsche Ihnen gute Fahrt. Und halten Sie sich an die Regeln!“

Damit winkt er mich an sich vorbei. Weit nach Mitternacht bin ich endlich zu Hause.

Als einige Wochen später der blaue Brief vom Ordnungsamt kommt, zahle ich die hohe Eurosumme mit Genugtuung. Im Verwendungszweck der Überweisung steht: Extra Spende für extra Leistung.

—–

Und du? Bist du auch einmal mit der Polizei in Konflikt geraten? Schreibe es mir gerne in den Kommentar.

Diese Geschichte entstand im Rahmen der Blognacht.

links fahren

Das ist eine Frage, die ich mir manches Mal stelle. Vor allem dann, wenn ich ein unsicheres Gefühl habe und wenn ich mich nicht so richtig wohl fühle. Heute hat Anna diese Frage als Impuls im Rahmen der #Blognacht gestellt. Beim Nachdenken über den Impuls habe ich festgestellt, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass ich mir diese Frage gestellt habe. Öfter sogar. Nämlich bei meiner letzten größeren Reise mit dem Auto.

Beim Autofahren ist Konzentration angesagt

Volle Konzentration. Meine Augen achten auf alles, was rund herum geschieht. Als Fahrerin eines großen Autos muss ich darauf achten, was die Mitarbeiter der Fährlinie anzeigen. Zusammen mit hunderten von anderen Fahrern, werde ich in den nächsten Minuten den Rumpf des Schiffes verlassen. Draußen ist es noch dunkel.

„Am besten fährst du hinter den anderen her“, denke ich, und reihe mich in die Autoschlange vor mir ein. Es gibt allerdings sowieso keine andere Wahl aus dem Hafengelände heraus zu kommen. Da gibt es plötzlich vor mir zwei Autoreihen. Wohin jetzt? Bin ich hier richtig? Sechs Zollbeamte stehen an einem großen Tor. Einer davon winkt mich nach ganz rechts. Was ist denn nun los?

Zollkontrolle

Autoscheiben runterlassen und Anweisungen annehmen. Ich tue mir ein bisschen schwer, die mir nicht ganz so geläufige Sprache in meinem Kopf zu übersetzen. Die regelmäßige Praxis dazu hatte ich schon lange nicht mehr. Und der Zollbeamte spricht so undeutlich. Aha. Jetzt habe ich es verstanden. Es heißt: „Motorhaube und Kofferraum aufmachen.“ Wie bitte? Ich schmuggle doch keine Menschen! Die würden doch sowieso nicht unter die Motorhaube passen. Und zu heiß wäre es dort auch. Vielleicht gibt es ja Leute, die das machen. Aber ich kann so nicht denken. Habe dazu überhaupt keine Fantasie.

Endlich werde ich von den Zollbeamten entlassen. Ein Seufzer der Erleichterung kommt tief aus meiner Brust. So. Wo fahre ich jetzt weiter? Es sind keine Autos mehr vor mir, denen ich nachfahren könnte. Gott sei Dank wird es heller. Die Sonne geht langsam auf. Auf der Straße stehen Hinweise. Schilder gibt es auch. Aber die sind so klein, dass ich sie beim Vorbeifahren fast nicht erkenne. Komisch. Bin ich hier überhaupt richtig?

Straßenatlas oder Navi

Laut meinem Routenplan muss ich nach Norden fahren. Aber zuerst einmal etwas in Richtung Westen. Doch wie lange? Ich hab doch vorher auf der Karte geguckt, damit ich die Orientierung nicht verliere! Wo bin ich jetzt hier? Bin ich hier richtig? Und wo kann ich anhalten? Ich muss auch mal müssen! In mir wird überall der Druck größer. Meine Konzentration lässt nach. Und dann endlich das Zeichen für eine Toilette gleich an der Autobahn. Wäre es eine normale Straße gewesen, hätte ich ja auch einfach am Straßenrand anhalten können. …

So. Ich bin erleichtert. Inzwischen hat sich auch das Navi endlich auf das andere Land umgestellt. Da kann ich jetzt einfach danach fahren, was mir die Stimme sagt. Gut. Nicht so ganz. Ich sollte schon selbst auf die Schilder achten.

Ups. Was ist denn das schon wieder? Das Navi zeigt an, dass ich auf einer grünen Wiese fahre. Bin ich hier richtig, oder soll ich auf das hören, was die Navi-Stimme sagt? Nein, ich bleibe besser auf meiner Strecke. Scheint ein neuer Autobahnabschnitt zu sein, den das Navi noch nicht kennt.

Ungefähr drei Stunden später bin ich am Ziel. Die Sonne scheint, es ist hell und ich kann alles erkennen. Trotzdem frage ich mich immer wieder: Bin ich hier richtig? Diese Frage werde ich mir während meines Aufenthaltes noch oft stellen. Erst auf dem europäischem Festland werde ich wieder damit aufhören. Es ist für mich schon ein komisches Gefühl, mit einem europäischen Auto auf Englands Straßen unterwegs zu sein.

Warst du auch schon in England mit deinem deutschen Auto unterwegs und kennst dieses Gefühl? Schreib es mir doch gerne in einem Kommentar.