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Wo ich mich zu Hause fühle, war die Frage, die ich zu meiner Blogparade Anfang Februar gestellt habe. 19 Frauen haben daran teilgenommen. Ganz herzlich möchte ich mich bei jeder mitschreibenden Frau bedanken.

Bei jedem Text war es für mich, als würde mich die Schreiberin mit in ihr Zuhause nehmen. Trotz der oft weiten räumlichen Entfernung bin ich durch die gewählten Worte dem Menschen dahinter nahe gekommen. Es wurde ein zartes Band des Verstehens und Mitfühlens gewunden, das dem Fremdsein entgegenwirkt.

Wo ich mich zu Hause fühle. Das ist das verbindende Element.

Manuela Zollitsch hat eine sprachliche Heimat. Sie kennt ihre Wurzeln und ihr Zuhause. Dort, wo sie mit Menschen und Orten mit allen Sinnen in Resonanz gehen kann, dort fühlt sie sich zu Hause. Dann kommt etwas in ihr in Schwingung und sie kann durch ihren fließenden Atem alles Erstarrte loslassen.

Stephanie von kleiner Komet hat festgetellt, dass sich ihr Zuhause im Laufe ihres Lebens verändert hat. Trotzdem empfindet sie ihr Zuhause als sichere Basis, wenn sie von der großen, weiten Welt mit ihren Abenteuern zurückkommt. Wenn sich dann ein wohliges Gefühl einstellt, fühlt sie sich zu Hause.

Anna erzählt in der Folge 20 ihresVerbindung-Schaffen-Podcasts von „ihrem“ Bielefeld, das sie manchmal auch Liebefeld nennt. Dabei unterscheidet sie nicht nur zwischen den Begrifflichkeiten und ihren Bedeutungen von Heimat, Zuhause, Herkunft und Heim, sondern ermutigt auch, durch Engagement eine Verbindung zur Heimat aufzubauen und zu halten.

Jennifer Dillmann schuf mit ihrem Beitragsbild eine herrliche Assoziation mit dem Thema. Es ist ein herzlich lachender Junge von etwa fünf Jahren, der ein Buch auf dem Schoß liegen hat. Ganz in diesem Sinne hat sie auch von Büchern und Buchhandlungen erzählt, in denen sie sich zu Hause fühlt.

Anna hat sich in ihrem anna-livia-Blog Gedanken darüber gemacht, dass sie sich wohl überall zu Hause fühlen kann. Das wichtigste ist ihr aber eine Tür, die man zumachen kann, damit ein Zuhause-Gefühl entsteht.

Birgit Nüchter ist schon oft umgezogen. Ihr letzter Umzug ist jedoch gerade erst ein paar Tage her und sie fragt sich, was sie denn braucht, um sich an dem neuen Ort Zuhause zu fühlen.

Sabine vom mausloch schreibt schwungvoll und nimmt die Lesenden mit in ihr Zuhause. Manchmal fühlt sie sich in anderen Welten zuhause, in die sie bei Museumsbesuchen gerne eintaucht. Ganz besonders gerne aber mag sie Musik und fühlt sich dort zu Hause.

Anne Seltmann hat am 07.03.2024 mit einem kleinen Rückblick auf ihr Leben festgestellt, dass sie nach mehreren Umzügen jetzt in Kiel zu Hause ist und den Blick auf die Ostsee sehr genießt. Manchmal fühlt sie sich mehr als Kieler Sprotte, als die „Ureinwohner“ Kiels.

Hellen Lührs ist da zu Hause, wo sie ist. Es ist fast egal für sie, wo der Ort ist, wenn sie sich mit ihrem Atem in Einklang fühlt. Den Raum mit allen Sinnen in sich zu spüren und bei sich zu sein, das wünscht sie sich nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Mitmenschen.

Regina Klee fühlt sich in ihrer Eigen-Art zu Hause. Dort, wo sie eigenartig sein kann. In ihrem Beitrag, den ich als Gastbeitrag auf meinen Blog veröffentlichen durfte, erzählt sie einige Dinge von sich. Ich finde es ist fast wie ein Gedicht. Es so zu schreiben, ist wohl auch eine ihrer Eigenarten.

Silke, die Vogelguckerin, hat festgestellt, dass ihr Zuhause die Weite ist. Diese hat sie am Meer gefunden, ganz gleich, wo sich dieses Meer befand. Ganz nach ihrer Berufung hat sie sich auch gefragt, wo denn nun die vielen Zugvögel zuhause seien und woran diese wohl ihr Heimatgefühl festmachen. Naturgemäß hat Silke die Antwort darauf offen gelassen.

Sari vom heldenhaushalt hat den wunderschönen Begriff „Ohana“ geprägt, der aus der hawaiianischen Sprache kommt und so viel bedeutet wie Nest oder auch Familie. Dieses „Ohana“, sei auf Hawaii so etwas wie die Geborgenheit in einer Großfamilie mit oder ohne direkte Verwandtschaft. Sari schreibt davon, wo und wie sie dieses „Ohana“ erlebt.

Kathy von ahoiundmoinmoin ist überall auf der Welt zu Hause. Sie schreibt von sich, dass sie das Reise-Gen geerbt habe. Am liebsten ist sie barrierefrei auf Kreuzfahrt unterwegs, erkundet aber auch sehr gerne die Städte entlang einer bestimmten Route.

Varika, Merve, Kathy und Mylène erzählen auch wo sie sich zu Hause fühlen. Das kann sowohl im Norden, als auch im Süden sein. Und gegebenenfalls auch mittendrin. Auf ihrem gemeinsamen denkerinnen-blog findet alles Platz, denn sie sagen „Stärke beginnt im Geist“.

Eva vom timetoflyblog fühlt sich auch vom Thema angesprochen. Sie vergleicht ein bisschen ihr Zuhause der Kindheit mit ihrem jetzigen Zuhause. Sie fühlt die Verbundenheit mit beiden und vermisst doch ein kleines bisschen den Blick aufs Wasser, der für sie das i-Tüpfelchen wäre, um ihre Seesucht zu stillen.

Sabrina, alias Sayuchan von lilienmeer hatte auch Lust, von ihrem Zuhause zu schreiben. Sie verbindet dieses Gefühl mit Orten und Menschen, zu denen sie gerne kommt. Dort, wo sie willkommen ist.

Medea hat noch keinen eigenen Blog, hat aber als Gastbeitrag hier auf meinem Blog ihre Gedanken dazu öffentlich gemacht. Ihre Sehnsucht ist in den Bergen zu Hause. Dort fühlt sie auch Freiheit und Unbeschwertheit, die für sie unbedingt zum Zuhause-Gefühl dazu gehören.

Eine mir namentlich unbekannte Person hat bei blogparade.net einen schönen Text veröffentlicht. Er spannt einen Bogen vom räumlichen Zuhause und dem Gefühl, das sich an diesem Ort, durchaus auch mal ändern kann.

Wo ich mich zu Hause fühle, das habe ich in meinem eigenen Beitrag beschrieben. Eingeteilt in meine Lebensphasen, kam ich zu dem Schluß, dass ich keinen konkreten Ort habe, an dem ich mich Zuhause fühle. Dafür aber um so mehr, wenn ich mit mir selbst im Reinen bin.

Reginas Beitrag zu meiner Blogparade klingt für mich fast wie ein Gedicht auf ihr Zuhause. Damit es auch ein heimeliges Plätzchen auf dem Blog bekommt, habe ich sie gebeten, es als Gastbeitrag hier auf meinem Blog veröffentlichen zu dürfen. Überzeuge dich doch gerne selbst von dem Takt, der in Reginas Worten steckt.

Wann und wo fühle ich mich zu Hause? Was ist zu Hause für mich?

Zu Hause ist für mich wie wohlig warm und wohlfühlen.
Zu Hause ist für mich, mich geerdet fühlen, quasi „to be grounded“ pur.

Zu Hause ist für mich mein ICH-SEIN. Wenn ich bin wie ich bin.
Zu Hause ist für mich in meiner Eigen-Art sein, eigen-artig sein.

Zu Hause ist für mich mein Körper und der ist meine Seele-Geist-Körper Verbundenheit und Balance.
Mein zu Hause ist für mich auch die Verkörperung meines Kerns, mein ICH. Mein ICH wohnt in meinem Körper.

Zu Hause ist für mich,
meine Vielfalt und meine erhöhte Neurosensitivität zu leben.

Zu Hause ist für mich meine Intuition und mein Inner-Flow.

Zu Hause fühlen ist für mich,
meinem Erkundungsdrang, meiner Experimentierlust, Neugier und Spielfreude nachzugehen.

Zu Hause bin ich da,
wo meine Gefühle sind,
wo meine Werte und Wahrheiten,
meine Impulse, meine inneren Bilder und meine Phantasie,
meine Ressourcen, mein Humor, meine Haltungen,
meine Geniezonen und meine Superkraft,
meine Wundertüten und auch ganz geheimen Kräfte sind.

Zu Hause ist für mich meine Klangfarbe,
mein ganz eigener Ausdruck,
und meine Stimme – mein innere Stimme, meine Sprech-, Sing-, Schreibstimme,
meine Kreier-Weise.

Zu Hause ist für mich die Stille in mir.

Zu Hause ist für mich mein Puls.
Zu Hause ist für mich mein Puls im Puls der Welt.

Zu Hause ist meine innere und äußere Bewegung.

Ich fühle mich zu Hause, wenn ich mit mir und meinem Leben in Einklang bin.
Ich fühle mich zu Hause, wenn ich in Resonanz, ich Schwingung, auf einer Wellenlänge mit anderen Menschen bin.
Ich fühle ich zu Hause, wenn meine Kern-Schwingung, meine SEINs-Schwingung im Raum ist.

Zu Hause fühlen ist für mich, mit meinen Sinnen in der Natur zu sein,
die Weite des Meeres zu spüren, das Salz in der Luft zu schmecken, das Wellenrauschen zu hören, mich durchpusten zu lassen, den Wind in meinem Haar zu fühlen.

Zu Hause ist für mich mein SEIN.
Wenn ich so sein kann wie ich bin.

Wo ich mich zu Hause fühle

Als Kind

Die schweren Vorhänge vor den Fenstern sind zugezogen. Draußen ist es schon dunkel. Es gilt die Regel: Lass die Welt draußen, wenn du deine Ruhe haben willst. Mein Papa sitzt auf dem weinroten Sessel, der zum Polstermöbelensemble gehört. Er hat mich zu sich auf seinen Schoß gezogen und redet zu mir mit erhobenem Zeigefinger. Ich drehe meinen Fuß und schaue auf meine Fußspitzen. „Hast du mich verstanden?“ Mein Papa nimmt mein Kinn zwischen seine Finger und dreht mein Gesicht zu sich um. Sein Blick in meine Augen ist zwar streng, aber liebevoll. Ich nicke. Obwohl ich gerade eine Zurechtweisung bekommen habe, fühle ich mich geliebt. Ich kuschle mich in Papas Arme und reibe mein Gesicht an dem seinen. Sein Dreitagebart kratzt ein bisschen. Aber das ist nicht schlimm. Auf Papas Schoß fühle ich mich geborgen und zu Hause.

Als Mutter

Die Fensterläden sind herunter gelassen. Draußen ist es schon dunkel. Eben habe ich meine abendiche Runde durch Haus gemacht und jeder von meinen vier Mädchen „Gute Nacht“ gesagt. Jede hat ein bisschen Zeit bekommen, um von ihren Erlebnissen des Tages zu berichten. Jetzt ist es ruhig im Haus. Die zwei „Kleinen“ schlafen und die „Großen“ stecken noch ihre Nase in Bücher. Ich lasse mich auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder und lege die Beine hoch. Mein Blick fällt auf die noch zusammen zu legende Wäsche. Ich greife danach und mache meine letzte Tagesarbeit fast automatisch. Dieses Haus hier hat mein Mann für mich und die Kinder gekauft. Seit wir eingezogen sind, ist es voller Leben. Freude und Leid, Lachen und Weinen wechseln in seinen Mauern manchmal von einem Augenblick auf den anderen. Mitten in dieser Lebendigkeit fühle ich mich zu Hause.

Als Seniorin

Die Sonne hat eben im Westen die letzten Strahlen über das Meer geschickt. Zusammen mit meinem Mann gehe ich schweigend am Ostseestrand entlang. Ich habe mich an seinem Arm eingehakt und spüre seine Nähe. Unsere Schritte knirschen leise im Sand. Dann bleiben wir stehen und schauen auf das Meer hinaus. Die Wellen kommen und gehen in ihrem ewigen Rhythmus. Der Sturm hat sich gelegt und die aufgepeitschte See ist zur Ruhe gekommen. Die Dämmerung nimmt langsam zu. Nacht senkt sich auf die Erde und die Stille auf meine Seele. Im Hier und Jetzt, an der Seite meines Mannes am Ostseestrand, fühle ich mich zu Hause.

Meine Erkenntnis

In meinem Leben gab es schon mehrere Orte und Situationen, in denen ich mich zu Hause fühlte. Und das wird voraussichtlich so sein, bis ich einmal von dieser Erde gehen werde. Eines hat sich aber durch alles hindurchgezogen. Es ist das Gefühl der Geborgenheit. Das spüre ich besonders dann, wenn ich in mir ruhe und mit mir selbst im Reinen bin.

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Dies ist mein eigener Beitrag zur Blogparade: „Wo ich mich zu Hause fühle“.

Hoch in den Bergen

Von meiner Blogparade inspiriert hat Medea aus der Schweiz einen Beitrag verfasst. Er ist so schön, dass ich ihr gerne dafür einen Platz als Gastschreiberin hier auf meinem Blog zur Verfügung stelle. Medea ist oben zu Hause. Oben in den Bergen. Mit dem folgenden Text entführt sie dich an diesen Ort, an dem ihre Sehnsucht zu Hause ist.

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Hi, ich bin Medea, Texterin auf der Suche nach einem Zuhause für meine Texte. Da ich noch keinen eigenen Blog habe, darf ich heute hier bei Edith zu Gast sein. Vielen lieben Dank! Dieser Text ist als Beitrag zur Blogparade „Wo ich mich zu Hause fühle“ entstanden. Inspiriert wurde ich auch durch die 28TageContent-Community.

Also, Zuhause ist für mich dort, wo meine Familie ist. Dort, wo wir uns unser Leben zu siebt eingerichtet haben, wie ein Nest, aus dem wir ausfliegen, um die Welt zu erkunden, und in das wir immer wieder zurückkehren, um uns einzukuscheln, auszuruhen, und einfach zu sein. Es ist schön, so einen Zuhause-Ort zu haben.

Aber meine Sehnsucht, die wohnt in den Bergen. Ganz weit oben. Dort, wo die Bäume kleiner werden und schliesslich ganz verschwinden. Dort, wo sich die Pflanzenwelt auf Flechten an Felsen und ganz kleinen Kräutern und Blümchen nah am Boden beschränkt. In den kargen Felsen, die in den Himmel ragen. Wo klare, kühle Bächlein müde Füsse (oder mehr) erfrischen und die Gipfel schneebedeckt sind. Dort ist die Luft so klar, der Himmel so weit und die Sonne so nah. Dort herrscht unendliche Ruhe. Vollkommener Frieden.

Bergbäche: Die schönste Erfrischung überhaupt

Kind der Berge

Andere zieht’s ans Meer oder in die Tropen, mich zieht’s in die Berge. Warum? Mich macht das Ursprüngliche, das Einfache, die Kargheit der Berge einfach glücklich. Als ich ein Kind war, wohnten wir in der Stadt und später in einem Vorort. Zu diesen Orten habe ich keine bleibende Bindung aufgebaut. Anders als zu den Bergen, wo ich die meisten Ferien meiner Kindheit und Jugend verbracht habe. Meine Familie fuhr immer in das Bergdorf, wo meine Grosseltern eine kleine Wohnung in einem alten Haus besassen, das ihnen früher als Maiensäss gedient hatte. Im Sommer spielten wir Kinder draussen, kraxelten auf den Felsen herum oder wurden auf Wanderungen mitgenommen. Im Winter lernten wir Skifahren (im Dorf, am immer gleichen Hügel, ohne Lift, aber mit ganz viel Vorstellung davon, wie wir später abends vom richtigen Skifahren ins Dorf zurückkehren würden – was wir dann tatsächlich auch taten, als wir älter waren und uns das kleine Skigebiet erschlossen hatten). Das waren unaufgeregte Ferien, immer das Gleiche, aber es war eine Konstante in meinem Leben, die mir – anders als der mehrmals wechselnde Wohnort – eine echte Bindung erlaubte. So sind die Berge das Zuhause meiner Kindheit geworden.

Mein Kindheits-Zuhause in den Bergen

Mein Erinnerungsort

Vom Tal führt eine kleine Luftseilbahn ins Bergdorf meiner Kindheit hinauf. Die Kabine ist klein und ein bisschen abenteuerlich ist es auch. Wenn es stark windet, fährt die Bahn nicht. Oben angekommen, atme ich die frische Bergluft ein. Es fühlt sich vertraut an, wie nach Hause kommen. Auf dem Weg ins Dorf knirscht der Kies unter meinen Füssen, im Winter der Schnee. Es sind diese ersten Geräusche hier bei der Ankunft, die meine Erinnerungen an diesen Ort wachrufen. Auch das Knistern des Feuers im Ofen, wenn wir nach der Ankunft im kalten Haus kräftig einheizten. Oder das Plätschern des Brunnens vor dem Haus. Das Knarzen beim Öffnen der Fensterläden, um einen klaren Bergmorgen hereinzulassen oder dem Schneegestöber zuzuschauen. Ich liebe diese Erinnerungsgeräusche, und manchmal passiert es, dass sie mir auch zu Hause begegnen. Der Brunnen bei uns auf dem Dorfplatz klingt genauso wie der Brunnen aus dem Bergdorf meiner Kindheit. Auch die alten Holzfensterläden machen ähnliche Geräusche wie die aus meiner Kindheit.

Herrlich, hier oben zu sein!

Sehnsucht ist an keinen Ort gebunden

Ich könnte noch lange in Kindheitserinnerungen im Bergdorf schwelgen. Und lange dachte ich, dass ich für diese Heimat- und Glücksgefühle an diesen bestimmten Ort zurückkehren muss. Bis ich dann eines Tages dort war und realisierte, dass dies zwar ein Ort ist, mit dem ich stark verbunden bin, an den ich schöne Erinnerungen habe und der mich geprägt hat, den ich aber nicht mehr brauche, um glücklich zu sein. Denn diese Verbindung zu den Bergen, die ich dort aufgebaut habe, die gibt’s überall, wo’s Berge gibt.

Berge machen mich glücklich

Gipfel stürmen

An meine erste Gipfelwanderung erinnere ich mich nur schwach. In meinem Fotoalbum gibt’s ein Foto von mir und meiner Schwester vor dem Gipfelkreuz. Darunter steht: Mein erster richtiger Berg. Ich war acht, meine Schwester sieben. Wirklich erinnern tue ich mich eigentlich nur an die Blasen, die der lange Abstieg an meinen Fersen hinterliess. Ach, was waren die Wanderschuhe damals hart! Trotzdem war ich wohl auch stolz auf meinen ersten Gipfel.

Immer wieder zieht’s mich seither hinaus und hinauf. Je höher, desto besser. Ich bin keine richtige Alpinistin, ich kann nicht mit Seil und Steigeisen umgehen, aber ich liebe es, mit Händen und Füssen Gipfel zu erklimmen.

Klettern wie ein Steinbock – bis hoch auf den Gipfel

Da oben werden ungeahnte Kräfte frei, dann will ich da einfach hinauf. Dann vergesse ich die Müdigkeit, überlege nicht, wie ich da wieder herunterkomme, dann bin ich ein Steinbock in seinem Element. Und dann: Oben auf dem Gipfel zu stehen, es geschafft zu haben, die Welt von oben herab zu betrachten, das fühlt sich einfach grossartig an. Dann wird alles Andere ganz klein und unbedeutend. Denn dort oben ist die Freiheit grenzenlos.

Besondere Gipfelerlebnisse sind die, die mit einem Sonnenaufgang verbunden sind. In meiner Jugendzeit hatte ich ein paar Mal die Gelegenheit, mit meinen Verwandten den Sonnenaufgang auf einem Dreitausender zu erleben. Wir standen mitten in der Nacht auf, wanderten ca. vier Stunden durch die sternenklare Nacht, um dann kurz vor Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu sein. Warm eingepackt warteten wir mit einer Tasse Tee aus der Thermoskanne auf die ersten Strahlen der Sonne. Diesen magischen Moment in einem Meer von Bergen zu erleben, das gehört zu meinen schönsten Gipfelerinnerungen.

Sonnenaufgang auf 3201 Metern über Meer

Als kleine Abwandlung davon hat sich bei meiner Familie nun die Tradition etabliert, am Weihnachtsmorgen zum Sonnenaufgang auf unseren Hausberg zu wandern, der zwar kein richtiger Berg in meinem Sinne ist, aber immerhin mit Aussicht in die Berge.

Diese Wanderung ist jedes Mal ein schönes gemeinsames Erlebnis. In der Nacht zu wandern ist halt irgendwie auch etwas Besonderes, jedenfalls sind die Kinder viel einfacher zu motivieren als am Tag. Im Winter kommt noch das prächtige Farbenspiel der Dämmerung dazu, die viel länger dauert als im Sommer. Da verfärbt sich der Himmel von violett-blau-grün zu rosa-rot-orange. Es wird schon hell, lange bevor die Sonne aufgeht, und das Warten kann ewig dauern. Ist die Sonne dann da, beginnt der Tag mit dem Abstieg. Und wenn wir müde und erfüllt nach Hause kommen, stellt sich auch hier das befriedigende Gefühl ein, etwas für Körper und Seele getan zu haben.

Sonnenaufgang am Weihnachtsmorgen

Ja, das ist es, was meine Sehnsucht braucht. Freiheit für die Seele, wie ein Vogel hoch hinauf zu steigen, aber mit dem festen, felsigen Boden unter meinen Füssen, der mich erdet. Hast du auch so einen Sehnsuchtsort, der dich glücklich macht?